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Die Arbeitsmärkte in den Grenzregionen stabilisieren und die Wirtschaftsstruktur stärken, damit die Menschen in den Grenzregionen zukunftsträchtige Arbeitsplätze erhalten, und nicht gezwungen sind abzuwandern. Diese Ziele werden von Österreich und Ungarn seit rund 10 Jahren gemeinsam angestrebt. Im ungarischen Szombathely diskutierten diese Woche Politiker und Arbeitsmarktexperten beider Länder im Rahmen der 9. Österreichisch-ungarischen Konferenz.
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"Es gibt nicht so viel Mobilität bei den Ungarn", versuchte Gábor Csizmár, Staatssekretär im Ministerium für Beschäftigungspolitik und Arbeit Ungarns, die Angst vor einer "Überschwemmung" des EU-Arbeitsmarktes mit Ungarn zu entkräften. "Die Ungarn gehen 20 Kilometer weit - aber nicht 200". In Ungarn stellt dies ein Problem dar, da die Arbeitslosigkeit im Westen gering und im Osten hoch sei, die Leute aber kaum bereit seien, fern der Heimatstadt zu arbeiten.
Ein weiteres Problem am ungarischen Arbeitsmarkt sei, dass das Arbeitskräfteangebot und der Bedarf der Wirtschaft nich tübereinstimmen, erläuterte Csizmár. So gebe es in Ungarn zum Beispiel Firmen, die bereits länger als ein Jahr bräuchten, um einen geeigneten Facharbeiter zu finden.
Mehr Konkurrenz und höheres Lohnniveau
Mit dem EU-Beitritt Ungarns erwarten die Unternehmen in Westungarn steigende Löhne, steigende Produktionskosten und dadurch eine Verlagerung von lohnintensiven Produktionen weiter nach Osten. Außerdem befürchten sie Nachteile im verschärften Konkurrenzkampf, da viele ungarische Unternehmen eine schlechte Kapitalausstattung haben, so die Ergebnisse einer Umfrage bei 40 Leitbetrieben und 20 ArbeitsmarktexpertInnen in Ostösterreich und Westungarn. Die Regionalstudie über Ostösterreich und Westungarn wurde vom Verein Dialog und L&R Sozialforschung erstellt.
Geringe Auswirkung auf den Arbeitsmarkt
Auf österreichischer Seite wird mit der EU-Erweiterung eine etwas stärkere Abwanderung von Industrie und Produktion sowie ein Abfluss von Kaufkraft in Richtung Osten erwartet. Auf den Arbeitsmarkt in Ostösterreich werde sich der Beitritt kaum mehr auswirken. Dies führen die Befragten auf die zunehmende Angleichung des Lohnniveaus und die vereinbarten Übergangsfristen zurück. Die Migration habe schon vor Jahren stattgefunden, und außerdem wird den UngarInnen eine starke Heimatbindung zugeschrieben. Dennoch hegen die Unternehmen in Ostösterreich die Hoffnung, dass sie nach der EU-Erweiterung leichter zu Fachkräften aus dem benachbarten Ausland kommen können. Eine Gemeinsamkeit mit den KollegInnen in Westungarn - denn auch sie erwarten sich laut Studienergebnisse eine Auflösung des Facharbeitermangels durch neue Fachkräfte aus den anderen Beitrittskandidatenländern.
ExpertInnenakademie in Ungarn und Tschechien
Seit rund einem Jahr gibt es die österreichisch-ungarische ExpertInnenakademie, in der sich VertreterInnen der arbeitsmarkt- und regionalpolitischen Institutionen und Initiativen dies- und jenseits der Grenze gemeinsam auf die Zeit nach dem Beitritt Ungarns zur EU vorbereiten, erklärt Walter Reiter, von L&R Sozialforschung.
Die Hauptakteure in diesem Prozess sind die jeweiligen Ministerien für Arbeit bzw. Soziales in Wien und Budapest, die drei westungarischen Komitatsarbeitsämter sowie die Landesgeschäftsstellen des Arbeitsmarktservice (AMS) Burgenland und Steiermark.
Ein Modell, das sich bewährt hat - eine weitere ExpertInnenakademie mit Tschechien ist bereits in Vorbereitung, so Rainer Klien vom österreichischen Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".