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Gemeinsames Erbe, gemeinsame Verantwortung

Von Alfonso de Maria y Campos

Gastkommentare
Alfonso de Maria y Campos ist Generaldirektor des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte Mexikos. Der Penacho wird ab Donnerstag im Museum für Völkerkunde (Wien, Heldenplatz) in der Ausstellung "Penacho: Pracht und Passion" gezeigt.

Der altmexikanische Federkrone wird nach ihrer Restaurierung erstmals in Wien ausgestellt - eine mexikanisch-österreichische Zusammenarbeit.


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Bestimmte Kulturgüter haben einen Wert über politische und kulturelle Grenzen hinaus; sie sind Zeugnisse der Errungenschaften früherer Epochen und der Fähigkeit des Menschen, die Identität seiner Gruppe und die Stimmung einer Epoche in Objekten zu verewigen.

Ein Beispiel dafür ist der altmexikanische Penacho (Federkrone), der in Mexikos Identität des 21. Jahrhunderts verankert ist, noch nach fast einem halben Jahrtausend, nachdem er das heutige Mexiko verließ; eines der ersten Zeugnisse des Zusammentreffens zweier Kulturen. Der Penacho, der sich im Völkerkundemuseum in Wien befindet, hat eine Bedeutung, deren Zuordnung bis heute in einem kontroversen und spekulativen Ton gehalten wird. Dadurch rückte seine Bedeutung als einziges Dokument der kunsthandwerklichen Federverarbeitung im alten Amerika in den Hintergrund. Die Figur des Penachos war ein Symbol für religiöse und militärische Macht und für Adel.

Der Penacho ist der einzige Überlebende derjenigen, die einst den zeremoniellen und kriegerischen Apparat der mexikanischen Urvölker vergötterten. Seine Präsenz in Wien hat die schon bestehenden historischen Bande zwischen Österreich und Mexiko weiter vertieft. Die enge Freundschaft und Solidarität beider Länder, insbesondere seit Mexikos Protest gegen den Anschluss an Nazi-Deutschland, waren fruchtbarer Boden für den Vorschlag der mexikanischen Regierung für einen neuen Ansatz bei der Kulturzusammenarbeit, mit dem Hauptziel, einerseits die Erhaltung des Objekts zu garantieren und es andererseits einem größtmöglichen Publikum zugänglich zu machen, insbesondere jenen mit bedeutender emotionaler Bindung zu dem Objekt.

Mit dieser Absicht schlug Mexiko 2007 ein Kooperationsschema vor, welches das österreichische Eigentum am Objekt anerkennt und zugleich Grundlagen für dessen gemeinsame Restaurierung und Konservierung sowie eine wissenschaftliche Analyse von dessen Transportfähigkeit schaffte, um es zeitweilig in Mexiko-Stadt ausstellen zu können. Dank der österreichischen Offenheit und Bereitschaft haben wir wichtige Fortschritte erzielt. Die Möglichkeit, dass der altmexikanische Penacho nach Mexiko reist, war noch nie so nahe.

Mit der Entwicklung des Forschungsprojekts in den vergangenen drei Jahren gelang eine detaillierte technische und historische Analyse des Objekts. Die Publikation dazu wird heute, Mittwoch, präsentiert. Zugleich wird der umfassend restaurierte Penacho erstmals ausgestellt, nachdem er acht Jahre lang nicht für Publikum zugänglich war.

Die ersten Schritte sind getan, jedoch liegt noch ein langer Weg vor uns, und für weitere Fortschritte ist feste Entschlossenheit nötig. Für Mexiko ist das Hauptziel immer noch die Ausstellung des Penachos im Nationalgebiet. Österreich und Mexiko können gemeinsam einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung des Kulturerbes leisten und zugleich ein neues Konzept der Kulturzusammenarbeit mit einem wahren universellen und humanistischen Ansatz entwickeln, um die Anerkennung einer gemeinsamen Vergangenheit und Zukunft zu untermauern.