Wer glaubt, dass es in Liechtenstein nur Postkastenfirmen gibt, irrt gewaltig. 45,2% der Beschäftigten arbeiten nach Auskunft des Amtes für Statistik im Sektor Industrie und Gewerbe. Zum Vergleich: In Österreich sind es nur 30,1%. Der wichtigste Arbeitgeber ist dennoch der Bereich Handel und Dienstleistungen. 53,5% (Österreich: 63,7%) der Beschäftigten werden diesem Sektor zugerechnet.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Im Jahr 1992 gab es im viertkleinsten Land der Welt nur drei Banken, mittlerweile sind es 17 Geldinstitute mit insgesamt 1.800 Mitarbeitern.
Nummer 17 ist österreichisch: Am vergangenen Dienstag wurde in Vaduz die Erste Sparkasse Bank (Liechtenstein) AG, ein Gemeinschaftsprodukt von Erste Bank AG und den österreichischen Sparkassen, feierlich eröffnet. Es sei nicht leicht gewesen, eine Konzession zu bekommen, sagte Wilfried Moschen, Vorsitzender der Geschäftsleitung vor österreichischen Journalisten: "Wir sind die 17. Bank in Liechtenstein, und ich habe gehört, bei 20 soll Schluss sein." Das Ziel seiner Bank sei es, dem internationalen Investor eine "gute neutrale Lösung im Private Banking" anzubieten.
Die Erste Bank hält an dem neuen Institut 32,1%, die Sparkassenholding West (Sparkassen Bregenz, Dornbirn, Bludenz, Feldkirch, Egg, Schwaz) 32,9% und die Sparkassenholding Ost (ASK OÖ, Salzburger Sparkasse, Tiroler Sparkasse. Innsbruck, Steiermärkische Sparkasse, NÖ Sparkassen) 35%.
Zur Eröffnung fand sich neben dem Generaldirektor der Tiroler Sparkasse, Ernst Wunderbaldinger, auch Erste-Generaldirektor Andreas Treichl ein, der die eher unübliche Aufgabe hatte, eine Bank westlich von Österreich zu eröffnen.
Treichl sieht die kleine, aber feine Bank in Liechtenstein als Anlaufstelle für Kunden, die in ihren Geldgeschäften auf Vertrauen und Kontinuität bauen. Der Kampf um Steuerharmonisierung innerhalb der EU habe "gewisse Optimierungsvorgänge" in einigen Ländern ausgelöst. Es sei verständlich, dass sich jeder für sich einen Vorteil suche, aber "Überoptimierung" sei schlecht. In Liechtenstein könne sich der Kunde darauf verlassen, "dass es so bleibt", betonte Treichl.
Von den Banken in Liechtenstein werden derzeit Kundengelder in Höhe von insgesamt 120 Mrd. Schweizer Franken betreut. Die drei eingesessenen Banken Liecht. Landesbank, LGT Bank in Liechtenstein und Verwaltungs- und Privat-Bank AG halten einen Marktanteil von 95%. Aus Österreich sind neben der Erste Bank die Hypos, Raiffeisen, die Volksbanken und die Grazer Wechselseitige mit ihrer Tochter IPM vertreten.