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Immer wenn Tina Turner erklingt und entweder "Private Dancer" oder "What's Love Got To Do With It" singt, weiß der Zuseher, dass er sich im Rotlichtmilieu befindet. Auch am Sonntagabend war es nicht anders, als die deutsche Komödie "Fast ein Gentleman" in ORF 2 am Spielplan stand. Da ein echter Gentleman keine "x"-Warnung am Bildschirm benötigt, sondern bei Ertönen von Turners Stimme sofort Bescheid weiß, erfolgte ein virtueller Umstieg zum ZDF. Virtuell, da der hauseigene Videorekorder Samstagnacht als braver TV-Programm-"Sitter" bereits zwei Filme aufgenommen hatte, die im Zweiten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurden.
Die zwei Streifen aus der Krimi-Reihe "Sherlock Holmes" mit Basil Rathbone in der Hauptrolle sind angenehme Unterhaltungskrimis, die allerdings nur wenig mit Conan Doyles Original gemein haben. Trotzdem verströmen diese Filme aus den 40er-Jahren ähnlich wie jene der "Miss Rutherford-Marple"-Reihe gemütlichen Nervenkitzel. Und da auch Tina Turner nicht zu hören ist, sind sie garantiert Rotlicht- bzw. St.- Pauli-frei. Dass biedere Familienunterhaltung abseits vom "Musikantenstadl" oder künstlerisch interessante Filme immer später beginnen, ist einfach ein Zeichen der Zeit und sollte den modernen und emanzipierten Zuseher nicht weiter schrecken. Früher war "Meuterei auf der Bounty" mit Marlon Brando ein Fall für den Hauptabend, am vergangenen Wochenende für den Videorekorder.