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Gen-Schere führt zu ungewollten Mutationen

Von Alexandra Grass

Wissen

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New York/Wien. Die Gen-Schere Crispr/Cas9, mit der DNA-Bausteine im Erbgut je nach Belieben verändert beziehungsweise ausgetauscht werden können, hält mittlerweile auch Einzug in die klinische Forschung. Im Rahmen einer Studie haben Wissenschafter der Columbia University nun allerdings herausgefunden, dass die neue Technologie hunderte an ungewollten Mutationen im Genom einleiten kann. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Wissenschafter die potenziellen Risiken, die damit einhergehen, bedenken", betont der Pathologe Stephen Tsang im Fachblatt "Nature Methods".

Die Crispr/Cas9-Technologie sei aufgrund ihrer Geschwindigkeit und beispiellosen Präzision ein Segen für Wissenschafter, um die Rolle von Genen in bestimmten Krankheiten zu verstehen. Die Technik hat auch die Hoffnung genährt, Gentherapien hervorzubringen, die fehlerhafte DNA-Bausteine löschen oder reparieren können. Die erste klinische Anwendungsstudie ist nun in China im Gange, eine weitere soll kommendes Jahr in den USA starten.

Fatale Auswirkungen

Obwohl mit der Gen-Schere gezielt DNA-Bausteine anvisiert werden können, trifft sie allerdings manchmal auch andere Teile des Genoms. Mit Algorithmen können diese gefährdeten Gebiete ausgemacht werden und mögliche Mutationen vorhergesagt werden, aber nicht alle. Und so kommt es vor, dass Schäden unerkannt bleiben können. Nur mittels Sequenzierung des gesamten Genoms können diese aufgespürt werden. "Schon die geringste Veränderung eines einzelnen Nukleotids kann eine fatale Auswirkung haben", so Tsang. Die Wissenschaft ist nun gefordert, die Methode zu verbessern, um die Gen-Schere sicher und noch präziser zu machen, betont der Forscher.