New York. Der einst weltgrößte Autobauer General Motors (GM) hat die letzte Chance zu seiner Rettung ergriffen und die Insolvenz beantragt. Der Antrag wurde am Montag bei einem Insolvenzgericht in New York eingereicht. Zur Sanierung soll der bisherige Opel-Mutterkonzern mehrheitlich verstaatlicht werden. Die Insolvenz ist das größte Gläubigerschutz-Verfahren (Chapter 11) seiner Art in der US-Geschichte.
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Die auf die Insolvenz von GM folgende Umstrukturierung soll von Al Koch geleitet werden, einem leitenden Direktor der Beraterfirma Alix Partners LLP, meldete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Kreise. Dem Insolvenzverfahren steht nach der Zustimmung einer Mehrheit der GM-Gläubiger am Sonntag nichts mehr im Wege. Die US-Regierung hat zugesagt, den einst größten Autokonzern der Welt bei einer Umstrukturierung zu unterstützen.
US-Präsident Barack Obama will nach Angaben des Weißen Hauses am späten Montagvormittag (17.55 MESZ) eine Rede zur Lage der US-Autoindustrie halten. Auch Konzernchef Fritz Henderson werde Stellung nehmen.
Obama hatte dem Konzern ein Ultimatum bis zum 1. Juni gestellt: Entweder legt GM einen Sanierungsplan vor oder geht in die Insolvenz. Dabei soll der Konzern zunächst praktisch verstaatlicht werden und sich - geschützt vor dem Zugriff der Gläubiger - gesundschrumpfen.
Die Umstrukturierung der General Motors Corp soll nach der Insolvenz innerhalb von drei Monaten abgeschlossen sein. Wie ein Vertreter der US-Regierung am Sonntag sagte, soll dabei der Staat einen Anteil von 60 Prozent an dem Unternehmen für 50 Milliarden Dollar (35,5 Mrd. Euro) erhalten. 20 Milliarden Dollar davon habe GM bereits in diesem Jahr bekommen.
Kanada wird GM demnach einen Kredit von 9,5 Milliarden Dollar gewähren und dafür einen Anteil von rund zwölf Prozent an dem Unternehmen erhalten. 17,5 Prozent würden an einen Fond der Automobilarbeitergewerkschaft UAW gehen. Zehn Prozent erhielten Gläubiger von GM mit der Option, ihren Anteil auf bis zu 25 Prozent zu erhöhen.
Chrysler geht an Fiat
Der insolvente US-Autobauer Chrysler darf wie geplant eine Allianz mit dem italienischen Autobauer Fiat eingehen. Ein US-Insolvenzgericht genehmigte den Verkauf des US-Kerngeschäfts von Chrysler an eine Investorengruppe, die von Fiat angeführt wird. Der Preis betrage zwei Milliarden Dollar (1,42 Mrd. Euro), erklärte der zuständige Richter Arthur Gonzalez. An der neuen Unternehmensgruppe wird Fiat zunächst 20 Prozent halten, der gewerkschaftliche Gesundheitsfonds 68 Prozent und die Regierungen der USA und Kanadas zwölf Prozent.
Der drittgrößte US-Autohersteller hatte Ende April den Gang in die Insolvenz mit dem Ziel angetreten, unter Gläubigerschutz zu arbeiten. Durch die Allianz mit Fiat, das seine Anteile an der früheren Daimler-Tochter später aufstocken will, hofft der Konzern wieder auf erfolgreichere Zeiten.