(afp) In seinem gespaltenen Land steht der libanesische Armeechef General Michel Sleimane für Ausgleich und Mäßigung. Seit er die Armeeführung 1998 von Emile Lahoud übernahm, als dieser Staatspräsident wurde, hat sich der maronitische Christ aus dem erbitterten Streit herausgehalten, der zwischen dem antisyrischen und dem von Syrien und dem Iran unterstützten Lager tobt. Dies machte den 59-jährigen Offizier zum idealen Kompromisskandidaten für das Präsidentenamt, das seit November vakant ist.
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Sleimane, der 1948 in Amchit bei Jbeil (Byblos) als Sohn eines Sicherheitsbeamten zur Welt kam, wurde 1967 Soldat. Er besuchte die Militärschule in Beirut und studierte Politik- und Verwaltungswissenschaften. "Die Armee ist mein Leben, ich bin ihr verpflichtet und werde niemals zulassen, dass sie gespalten wird", lautet das Motto des Generals.
Respekt gewann Sleimane durch militärischen Erfolg. Nach Kämpfen von Mai bis September 2007 besiegte die Armee die Kämpfer der Extremistengruppe "Fatah al-Islam", die sich im palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared bei Tripoli im Nordlibanon verschanzt hatten. Die Kämpfe forderten mehr als 400 Tote.
Sollte seine Wahl nun gelingen, wird General Sleimane seine politische Neutralität wohl aufgeben müssen. Dabei will sich der verheiratete Vater von drei Kindern von christlichen Werten leiten lassen. "Eine wirklich christliche Erziehung vermittelt den Respekt vor der Nation, der Demokratie, der Freiheit aller Religionen und Gemeinschaften", betonte Sleimane. Auch in den Beziehungen mit dem Nachbarn Syrien setzt Sleimane auf Ausgleich. "Wir dürfen uns nicht darauf beschränken, Syrien zu beschimpfen. Wir müssen vielmehr gleichberechtigte Beziehungen aufbauen, wie zwei souveräne Staaten."