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Generali Österreich muss abspecken

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Umwandlung in Europa-AG wird überlegt. | Prag wird Osteuropa-Drehscheibe. | Wien. Auch wenn der Betriebsrat der heimischen Generali-Versicherung erst jüngst wieder lauthals protestierte und eine Gefährdung von österreichischen Arbeitsplatzen an die Wand malte, bei der Generali in Österreich wird kein Stein auf dem anderen bleiben.


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Die Belegschaftsvertreter der Versicherung mögen durch das besonders forsche Vorgehen des früheren Chefs Karl Stoss (er kündigte einen Personalabbau an, ohne mit seinem Betriebsrat gesprochen zu haben) verunsichert sein - beim Personalstand sind dennoch kaum Änderungen zu erwarten. Einerseits hat der Konzern schon vor Monaten angekündigt, dass es zu keinen Kündigungen kommen, andererseits handelt es sich nur um 50 Personen, die durch die Verlegung der Osteuropazentrale nach Prag betroffen sind.

Kosten senken

Interessant ist aber, was wirklich mit dem alteingesessenen Generali-Konzern passiert. Schon seit einigen Jahren versucht die italienische Zentrale, die Österreicher stärker an die Kandare zu nehmen. Noch vor gut einem Jahrzehnt hatte die italienische Konzernzentrale der Österreich-Tochter freie Hand für Akquisitionen im Osten gegeben, mit der Auflage, dass sie das Geld dafür selbst aufbringen muss. Das ging einige Zeit gut, aber dann wurde das Kapital knapp.

Man kam schon vor Jahren auf die Idee, das Osteuropageschäft abzuspalten (alle Aktivitäten der heimischen Generali sind unter einem Holdingdach gebündelt) und damit an die Börse zu gehen, wo man bis zu 49 Prozent hätte abgeben können. Dem stand aber im Weg, dass die österreichischen Generali AG mit einem kleinen Streubesitz an der Wiener Börse notierte (älteste Aktie). Das hatte für die heimische Generali-Mannschaft den Vorteil einer besonderen Selbstständigkeit, den man nicht verlieren wollte.

Triest entschied aber anders und die Aktie wurde von der Börse genommen, was auch den Börsegang einer Osteuropa-Holding erleichtert hätte. Des weiteren wurde Österreich ein Kostensenkungsprogramm von 50 Millionen Euro abverlangt, was den heimischen Generali-Vorstand ganz schön ins Schwitzen brachte.

Aber der Generali-Konzern sollte auch anders aufgestellt werden. Der "Mischkonzern" Österreich, zum Teil mit deutschen Aktivitäten und einer Vielzahl von osteuropäischen Firmen mit Managern, die für viele Bereiche zuständig waren, sollte entflochten werden. Noch zur Jahreswende hieß es, in kürze werde es eine in Österreich ansässige Osteuropa-Holding mit einem eigenen Management geben. Zur Überraschung der Österreicher hat Italiens Generalichef Balbinot im Alleingang eine andere Lösung gefunden.

Zukauf durch List

Die tschechische Ceska Pojistovna stand zum Verkauf. Um sie ritterten Allianz, AIG, Axa und die Generali. Während die drei Mitkonkurrenten aber nur einen Geldbetrag anboten, überlistete sie Balbinot, indem er dem tschechischen Eigentümer anbot, das gesamt Generali-Ostgeschäft nach Prag abzusiedeln und in eine eigene Holding einzubringen, bei der Ceska Eigner Petr Kellner 49 Prozent und noch einen schönen Barbetrag drauf bekommt. Da konnten die anderen Konkurrenten nicht mehr mithalten, und die überraschte Österreich Generali muss nun ihr ganzes, mühsam aufgebautes Ostgeschäft abgeben. Sie bekommt dafür an der Prager Holding als reines Finanzinvestment rund 30 Prozent der Anteile, ohne aber mitreden zu können.

Die nun geschrumpfte Wiener Holding braucht nun auch keinen Osteuropa-Vorstand mehr. Der zuständige Werner Mörtel wird sich in einigen Monaten verabschieden. Bereits in den letzten zwei Jahren wurde ein Teil der Generali-Vorstände, meist unfreiwillig, (Schmid, Peer, Friedl) verabschiedet. Die verbleibende Wiener Holding soll auch einige ihrer Agenden an die operative Gesellschaft abgeben, sodass es dann eine Holding "light" geben wird, die vorrangig für Beteiligungen, wie die mehrheitlich übernommen Bawag-Versicherung und die Reiseversicherung zuständig sein wird. Für die Rückversicherungsaktivitäten wird eine Lösung noch gesucht.

Das muss aber längerfristig noch immer nicht das Ende aller Reformen sein. Der 82-jährige Antoine Bernheim, Chef des Aufsichtsrates des italienischen Generali-Konzerns, soll noch drei Jahre in Amt und Würden bleiben. Er gilt als Freund des österreichischen Eigenlebens. Dietrich Karner, fast 20 Jahre lang Chef des heimischen Generalikonzerns und nun Präsident des Aufsichtsrates, hat dies auch sehr geschätzt. Mit dem Abgang Bernheim/Karner könnte der letzte Akt der österreichischen Eigenbrötelei vorbei sein.

Die italienische Mutter ist nach wie vor sehr heterogen aufgestellt und wird sich reformieren müssen, um schlagkräftiger zu werden.

Eine Idee dabei: Die heimische Generali-AG wird in die neue Form einer europäischen Aktiengesellschaft umgewandelt, was für die Italiener den Vorteil hätte, viel direkter auf die österreichische Gesellschaft zugreifen zu können. Damit wäre dann etwa jener Abhängigkeitszustand erreicht, den es bereits jetzt bei österreichischen Allianz-Tochter gibt.