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Generali Vienna mit Gewinnsprung

Von Sissi Eigruber, Danzig

Wirtschaft

Zur Präsentation ihrer Bilanz gemäß International Accounting Standards (IAS) hat die Generali Vienna Group nach Danzig geladen. Polen ist der größte Markt im wichtigen Osteuropa- geschäft der Versicherung, der auch in Zukunft kräftig zum Wachstum des Unternehmens beitragen soll.


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Bisher kommen 27% der Prämieneinnahmen aus den Tochtergesellschaften in Zentral- und Osteuropa (CEE), in drei bis vier Jahren soll es jeder dritte Euro sein. Gewinnsprünge wie 2004 - der Konzernüberschuss hat sich mit 100,1 Mio. Euro nahezu vervierfacht - werden sich vorerst nicht wiederholen.

Dank höherer Prämieneinnahmen (plus 3% auf 2,65 Mrd. Euro) und niedrigeren Versicherungsleistungen (minus 0,9% auf 1,77 Mrd. Euro) konnte die Generali Vienna Group, die neben Österreich auch in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Rumänien aktiv ist, diesen Gewinnsprung erreichen. Dadurch sank auch die Combined Ratio (Schadenszahlungen und Kosten in Prozent der Prämien) netto (also exklusive Schwankungsrückstellung) auf 100,1%. Vor zwei Jahren lag diese für die Versicherungswirtschaft wichtig Kennzahl noch bei 112,8%.

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) legte auf 130,2 Mio. Euro zu (plus 209%). Dabei ist auch Glück im Spiel gewesen, schließlich war das Jahr 2004 in Europa ein katastrophenfreies Jahr, ohne Hochwasser oder große Hagelschäden. Zudem habe das Unternehmen auf seine Kosten geachtet und sich von dauerhaft Verlust bringenden Geschäftsbeziehungen getrennt, erklärte Vorstandsvorsitzender Karl Stoss.

Im Kfz-Geschäft werden die Tarife stärker nach Risikogruppen gestaffelt. Differenziert wird nach Alter, Geschlecht (Frauen zahlen weniger), Region und Autotyp. "Ein 23-jähriger mit einem aufgemotzten BMW bekommt also nicht die günstigste Prämie bei uns. Aber auch sonst nirgends", erklärt Stoss.

In Österreich ist die Generali derzeit auf der Suche nach 150 neuen Vertriebsmitarbeitern. Insgesamt sei bis Jahresende allerdings kein höherer Personalstand zu erwarten. Die Gruppe beschäftigte Ende 2004 insgesamt 10.068 Mitarbeiter, davon 5.510 in Österreich (minus 2,4%). Vorausgesetzt, dass größere Katastrophen ausbleiben und sich der Kapitalmarkt positiv entwickelt, rechnet die Generali Vienna Group heuer mit einer EGT-Steigerung von 5 bis 6%.

CEE-Region brachte 2004 das stärkste Prämienplus

Die größten Zuwächse erreichte die Generali 2004 in Zentral- und Osteuropa: Dort stiegen die Prämieneinnahmen 2004 um 16% auf 702,5 Mio. Euro. In CEE ist die Generali derzeit die viertgrößte internationale Versicherungsgruppe nach dem Marktführer Deutsche Allianz, der Wiener Städtischen und der niederländischen ING.

Um auf diesem stark wachsenden Markt weiter zu profitieren, will die Generali ihre Präsenz in jenen Ländern, wo sie bisher aktiv ist, ausbauen und - wenn sich ein entsprechenden Akquisitionsobjekt bietet - auch in neue Märkte gehen. Ganz oben auf der Wunschliste steht dabei das künftige EU-Mitglied Bulgarien. Egal ob ein lokaler Versicherer zum Verkauf steht oder ein international tätiges Unternehmen sein Geschäft abgibt - "der Preis muss stimmen", betont der für CEE verantwortliche Vorstand Werner Moertel. Auch andere "weiße Flecken" in Südosteuropa stünden zur Diskussion, auch Serbien sei eine Option.

Die großen Unterschiede bei den Ausgaben für Versicherungsprämien in den verschiedenen Ländern beflügelt jedenfalls die Phantasie: So geben die EU-Bürger im Durchschnitt 2.000 US-Dollar pro Kopf und Jahr für Versicherungen aus, während es etwa in Rumänien nur 36 US-Dollar sind. Auch Österreich liegt mit 1.847 USD unter dem EU-Schnitt, dennoch werde am heimischen Markt nur mehr ein bescheidenes Wachstum möglich sein, so Stoss, der in Österreich insbesondere in den Bereichen Pension und Gesundheit noch Potenzial sieht.

Die börsenotierte Generali Holding Vienna AG - sie ist die Holding und Rückversicherung der Generali Vienna Group - wird der Hauptversammlung am 25. Mai vorschlagen, die Dividende samt Bonus von 25 auf 42 Cent je Stückaktie zu erhöhen.

Kooperationen ausbauen: BAWAG/P.S.K. im Visier

Die bestehenden Banken-Kooperationen (wie mit der 3-Banken-Gruppe oder der RLB OÖ) sollen verstärkt werden. Diese Partner haben allerdings ein kleines Filialnetz, was im Vergleich zu anderen Versicherern, die Kooperationen mit großen Banken haben (z.B. UNIQA mit Raiffeisen), eine Wettbewerbsnachteil ist.

Die Generali sieht sich daher nach weiteren Kooperationspartnern um - und schielt auf die BAWAG/P.S.K. Eine Kooperation oder auch ein Einstieg mit bis zu 10% ist für Generali-Chef Stoss "denkbar", aber derzeit "nicht aktuell". Immerhin gebe es bereits eine Kooperation der BAWAG/P.S.K mit der österreichischen Allianz in der Sachversicherung - und zwischen diesen beiden sei "bisher keine Abkühlung erkennbar", so Stoss. Sollte der Eigentümer ÖGB Anteile abgeben wollen, sei man gesprächsbereit.

Der Betriebsrat der BAWAG-P.S.K.-Gruppe begrüßt diesen Ansatz jedenfalls. "Die Idee ist sicher nicht schlecht", meinte am Freitag P.S.K.-Betriebsratschef Volkmar Harwanegg, doch werden aus seiner Sicht "auch andere Mitbewerber, etwa die Wiener Städtische, Interesse" an einem Einstieg bei der Bank haben, die nach dem Rückkauf des BayernLB-Anteils wieder ganz dem ÖGB gehört.