WKÖ und ÖGB rechnen mit Ergebnis bis Sommer. | 20.000 Betroffene. | Wien. Die Sozialpartner haben die Ausverhandlung des im Regierungsübereinkommen festgelegten Mindeslohns von 1000 Euro brutto in Angriff genommen, der in Form eines Generalkollektivvertrags für alle Branchen der Wirtschaftskammer und zusätzlich auch die freien Berufe gelten soll.
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Vergangenen Montag hat es dazu ein erstes Treffen zwischen Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer mit den Präsidenten der Kammern der freien Berufe ein erstes Treffen gegeben. Laut WKÖ-Generalsekretär Reinhold Mitterlehner und dem leitende Sekretär im ÖGB, Richard Leutner gebe es eine grundsätzliche Bereitschaft aller Beteiligten, diesen Mindestlohn für Vollzeitbeschäftigte umzusetzen. "Das Klima war sehr gut", betont Leutner gegenüber der "Wiener Zeitung."
Weniger als ein Prozent der drei Millionen Beschäftigten in Österreich verdienen als Vollzeitarbeitskräfte weniger als 1000 Euro brutto pro Monat. Unter dem Strich wären von einer verpflichtenden Anhebung des Lohnniveaus auf 1000 Euro geschätzte 20.000 Personen, die unter diesem Niveau verdienen. Darunter fallen vor allem Einstiegsgehälter, heißt es beim ÖGB, betroffen wären hier etwa Ordinationshilfen oder Mitarbeiter im Fremdenverkehr. Lehrlinge oder Teilzeitbeschäftigte werden nicht erfasst.
"20.000 sind ohnedies nur eine sehr geringe Zahl", so Leutner. Umso realistischer ist es, das Ziel des Mindestlohnes zu erreichen: "Es ist jedem klar, dass ein Vollzeitbeschäftigter 1000 Euro verdienen sollte. Das versteht jeder" - auch die Arbeitgebervertreter.
Auch Mitterlehner zeigt sich aufgeschlossen, doch es müsse nicht in Form einer gesetzlichen Regelung passieren - eine mögliche Selbstverpflichtung sei ebenso denkbar.
In den nächsten Monaten sollen bestehende Kollektivverträge evaluiert werden und mit Experten Möglichkeiten abgeklopft werden. Bis zum Sommer soll ein Ergebnis gefunden werden, und der Regierung präsentiert werden.
Arbeitsmarkt ungestört
Falls der Mindestlohn umgesetzt wird, wird es nach Ansicht des Arbeitsmarktexperten Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zu keinen gravierenden Auswirkungen auf die restliche Volkswirtschaft kommen. "Durch die tendenzielle Angleichung des Lohnniveaus kommt es jedenfalls zu einer Stärkung des Konsums", weiß Leoni. Er sieht zwar die Gefahr, dass verschiedene Personengruppen durch den Mindestlohn aus dem Arbeitsmarkt "herausgepreist" werden, weil sich die Arbeitgeber Anfänger mit normalerweise geringer Produktivität nicht zu einem Lohn von 1000 Euro leisten möchten. Aber da die meisten der betroffenen Gehälter bereits um 930 Euro liegen, wäre das kein dramatischer Anstieg, sondern bestenfalls "eine symbolische Schwelle."