Die Menschen in Griechenland warten weiter vergeblich auf eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation.
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Athen. Ein Mindestlohn von 751 Euro, flächendeckende Tarifverträge, Arbeit für alle, die totale soziale Fürsorge, das Ende des "Steuer-Tsunamis", der Schutz der eigenen Immobilie vor der Zwangsversteigerung. Das sind die zentralen Forderungen der Griechischen Dachgewerkschaft der Privatangestellten (GSEE) und der Beamtengewerkschaft ADEDY. Sie haben die Arbeitnehmer in Hellas zu einem landesweiten 24-stündigen Generalstreik am heutigen Mittwoch aufgerufen.
Busse, Bahnen, Metro und Tram: Alle öffentlichen Verkehrsmittel werden in der Vier-Millionen-Metropole Athen ihren Betrieb einstellen. Ein Verkehrschaos zu Füßen der Akropolis ist damit vorprogrammiert. Auch die Passagier- und Frachtschiffe bleiben in den hellenischen Häfen vor Anker liegen.
Ansonsten wird am Peloponnes aber nicht sehr viel vom sogenannten Generalstreik zu spüren sein. Denn die Griechen sind vor allem eines: streikmüde.
Das hat gute Gründe. Dutzende Generalstreiks hat es in Hellas seit dem 3. März 2010 schon gegeben. Just an jenem Tag verkündete der damalige sozialistische Premierminister Georgios Papandreou das erste Sparpaket im faktisch bankrotten Euro-Land.
Ferner ließen die Griechen seither in hunderten Streikaktionen einzelner Berufsgruppen und sonstigen unzähligen Protestaktionen ihrem kollektiven Frust gegen den von diesem Zeitpunkt ab ununterbrochen praktizierten rigorosen Sparkurs in Athen freien Lauf.
Griechen zehren vom Ersparten
Die unweigerliche Folge: Der Wut der Bürger folgte die Lethargie. Dabei gäbe es für die Griechen reichlich Gründe, auf die Barrikaden zu gehen.
Denn die Griechen werden immer ärmer. Der Knackpunkt: Das Preisniveau am Peloponnes bleibt unverhältnismäßig hoch, es ist sogar gestiegen. Lag der Konsumpreisindex CPI im Jahr 2010 hierzulande noch bei 100 Punkten, ist er im Oktober dieses Jahres auf 108,44 Punkte geklettert.
Zum Vergleich: Die Preise für Konsumgüter in Athen liegen aktuell nur 14 Prozent unter denen in Berlin. Das liegt unter anderem an den seit 2010 stark gestiegenen Verbrauchssteuern und sonstigen Abgaben in Griechenland.
Demgegenüber belief sich das griechische Durchschnittsgehalt im Februar 2018 (neuere Angaben liegen nicht vor) aber auf lediglich 1166,24 Euro brutto für einen Vollzeitjob. Zu Beginn der Krise im Jahr 2010 lag das hellenische Durchschnittsgehalt für einen Vollzeitjob noch bei 1450 Euro - und damit um 300 Euro höher. Doch viele haben gar keinen Job, die Arbeitslosigkeit ist im Oktober sogar angestiegen. Der Grund dafür: das Ende der Urlaubssaison in Griechenland.
Keine Aussicht auf Besserung
Ob als Koch, Kellner, Rezeptionist oder Zimmermädchen: Viele Griechinnen und Griechen hatten ab April in der einheimischen florierenden Tourismusindustrie einen Job gefunden, allerdings nur einen temporären. Seit Oktober sind sie wieder arbeitslos.
Das alles hat für das Gros der Griechen fatale Konsequenzen: Sie sind permanent knapp bei Kasse. Im Jahr 2017 erreichte die sogenannte negative Sparquote mit einem Minus von 7,2 Prozent einen neuen Rekordwert.
Konkret: Verfügten die griechischen Privathaushalte über ein Einkommen in Höhe von 115 Milliarden Euro, lagen ihre Ausgaben mit 123 Milliarden Euro um eben 7,2 Prozent höher. Ein Beispiel: Ein griechischer Privathaushalt in der Alterskategorie 35 bis 44 Jahre hatte im Jahr 2010 durchschnittlich ein Netto-Haushaltseinkommen pro Monat in Höhe von insgesamt 2319,80 Euro. Davon konsumierte er 2267,30 Euro. Folglich legte er damals noch im Schnitt 52,50 Euro auf die hohe Kante. Das waren 2,3 Prozent seines Einkommens. Immerhin.
Zwar konnte Griechenland am 20. August nach mehr als acht Jahren den Euro-Rettungsschirm verlassen, Besserung ist aber weiter nicht in Sicht.
Die Athener Links-rechts-Regierung unter Premier Alexis Tsipras vom "Bündnis der Radikalen Linken" ("Syriza") setzt ihren rigorosen Sparkurs fort.
Es gibt also trübe Aussichten für Griechenland. Daran wird auch der neuerliche Generalstreik in Griechenland nichts ändern.