Man stelle sich vor, der Generaldirektor eines Unternehmens präsentiert dessen Aktionären einen jungen Mann: "Das ist Herr X. Er ist 24 Jahre alt und studiert noch. Er hat ein paar Monate im Vertrieb gearbeitet, wir wollen ihn nun in den Vorstand holen. Wofür, wissen wir nicht genau, aber er wird sich schon etwas erarbeiten. Verdienst sind die üblichen 14.000 Euro brutto im Monat."
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Undenkbar? In der Privatwirtschaft schon, in der Politik nicht mehr: Mit anderen Worten, aber ähnlichem Subtext hat der designierte ÖVP-Parteichef Michael Spindelegger den österreichischen Steuerzahlern vor wenigen Tagen den blutjungen Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz vorgestellt.
Wie könnte dessen Karriereweg in der Realwelt aussehen? Da wären zunächst einmal die undankbaren Nebenjobs zur Finanzierung des Studiums. Diese gehen dann nach erfolgreichem Abschluss oft nahtlos in eine jahrelange Phase ausbeuterischer Kurzzeitbeschäftigungsverhältnisse über.
Doch nicht nur die Mühen der vielzitierten Generation Praktikum spart sich Kurz: Wer Glück hat und einen vernünftigen Job findet, startet als fertiger Akademiker mit 2000 bis 3400 brutto im Monat. (Bei knappem Lebenslauf und ohne Abschluss sind die Chancen freilich gering.) Das eingangs genannte Gehaltsniveau eines Staatssekretärs erreichen auch bei gut verlaufender Karriere wenige. Die, die es schaffen, sind im Normalfall jenseits der 40 und sind durch außergewöhnliche, klar bezifferbare Leistungen in die zweite Führungsebene eines Großkonzerns oder in die Geschäftsführung eines sehr erfolgreichen Mittelunternehmens aufgestiegen.
Die ÖVP würde mit Kurz gerne zeigen, dass "die Jugend eine Chance" hat. Jene, die nicht der - wenige Personen zählenden - Generation Staatssekretär angehören, merken freilich, dass hier genau einem einzigen jungen Mann auf Kosten der Steuerzahler eine überraschend große Chance gegeben wird. Wie das mit dem ÖVP-Mantra der "Leistungsgerechtigkeit" übereinstimmt, wird Spindelegger seiner Wähler-Zielgruppe noch gut erklären müssen.