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Im US-Bundesstaat Ohio zieht es einen 30-Jährigen an die politische Spitze.
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Terror, Kriege und Krisen haben die Geburtenjahrgänge 1980 bis 2000 geprägt. Generation Y werden sie genannt und ihnen von Soziologen eine grobe gemeinsame charakterliche Trendlinie beschieden. Das Leben in Unsicherheit habe den überdurchschnittlich gut (aus)gebildeten Jungen Improvisationstalent gebracht, allerdings auch Narzissmus und eine ausgeprägte Egotaktik - soll heißen, dass sie sich bei wichtigen Lebensentscheidungen ausschließlich am persönlichen Vorteil orientieren. Das Wort offline wiederum kennen sie nur im historischen Sinn. Egal ob Computer, Tablet oder Smartphone: Das Internet ist ihr ständiger Begleiter. Politisch wird die Gruppe mehrheitlich dem Lager der Sozialliberalen zugeordnet, auch wenn die Generation allein schon aus Altersgründen selbst nicht allzu präsent in der Politik ist. Dass sich das ändert, ist nur eine Frage der Zeit. In den USA schickt sich derzeit Alexander Paul George Sittenfeld an, der erste Senator dieser Generation zu werden. Geht man auf die Facebook-Seite von PG - wie er kurz genannt wird -, so sieht man ihn beim Frühstück eine Waffel essen, im Holzfällerhemd mit seinem Dad Vatertag feiern, daneben Donut- und Käse-Empfehlungen - ganz so, wie man es sich eben von dem 30-Jährigen erwarten würde, der er ist. Leicht wird es für PG nicht, Tom Cotton zu unterbieten, der - geboren am 13. Mai 1977 - der jüngste US-Senator ist; wartet doch schwergewichtige Konkurrenz auf ihn. Innerparteilich wird er gegen den ehemaligen Gouverneur Ted Strickland antreten. Sollte sich Sittenfeld in der parteiinternen Ausscheidung durchsetzen, so wäre bundesweit das Schlaglicht auf ihn gerichtet. Denn Sittenfeld stammt aus Ohio, wo er auch kandidiert. "Wie Ohio wählt, so wählt das ganze Land", ist ein geflügeltes Wort aus dem Präsidentschaftswahlkampf. Seit 1964 ist stets jener Kandidat Präsident geworden, der diesen Bundesstaat gewonnen hat; ein erfolgreicher Senatorenkandidat aus der eigenen Partei ist da hilfreich. Doch genau aus diesem Grund wird es für Sittenfeld doppelt schwer. Laut Umfragen würde Strickland den amtierenden republikanischen Senator um Längen schlagen, weshalb er auch die Unterstützung der Bundespartei hat. Von Sittenfelds Kandidatur ist sie hingegen wenig begeistert, mit Hilfe ist da nicht zu rechnen. Doch das ist wohl eine Situation wie geschaffen für jemanden der Generation Y. Sittenfelds Stärke liegt mitunter darin, dass es ihm gelingt, breite Unterstützung von Republikanern und Unabhängigen zu erlangen. Dass ihn sein junges Alter nicht daran hindert, sich durchzusetzen, hat er bereits 2011 unter Beweis gestellt, als er mit den zweitmeisten Stimmen der jüngste Stadtrat von Cincinnati wurde und bei der Wahl zwei Jahre später sogar die meisten Stimmen erhielt. Selbst wenn Sittenfeld es diesmal nicht schaffen sollte, so ist er doch zukunftssicher: Angeblich wird die Wählerschaft der Demokratischen Partei bis 2020 zu 40 Prozent aus seiner Generation Y bestehen.