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Genießen oder diskutieren?

Von Verena Franke

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Es ist Zeit, nach 35 Ausgaben Bilanz zu ziehen. Vier Wochen lang 53 Produktionen, 16 Uraufführungen, 35 Erstaufführungen in Österreich, 235 Workshops von 150 Dozenten - das jährliche Impulstanz-Festival lässt noch bis Sonntag den Tanz, die Performance hochleben. Solche Zahlen kann kein zweites europäisches Festival vorweisen, das sich ausschließlich dieser Kunstform verschreibt. Immer auf dem Programm stehend und vorauszusehende Kassenfüller sind die Belgierin Anne Teresa De Keersmaeker, die seit 1994 zu den Stammgästen zählt, oder auch Werke von Marie Chouinard, Jan Fabre oder Meg Stuart.

Bei künstlerischen Neuentdeckungen geht Impulstanz-Gründer und -Intendant Karl Regensburger nur sehr vorsichtig Risiken ein: An Florentina Holzinger oder Simon Mayer führt als heimisches Festival kein Weg mehr vorbei. Dessen ungeachtet beschleicht den Zuschauer das Gefühl, Impulstanz stehe an einer Wegscheide: Entweder in voller Absicht aufgrund seiner Programmierung in eine museale Richtung zu gehen, die das l’Art-pour-l’art-Prinzip bedient. Das wäre eine nachvollziehbare Entscheidung, die ihr Publikum findet, das sich zurücklehnt und genießt. Oder aber: Mit neuen Ideen den Tanz als gesellschaftskritische Diskussionsgrundlage zu positionieren - davon gibt es zurzeit zu wenig. Zugegeben wäre das gewagt und kann, wie die Wiener Festwochen gezeigt haben, richtig schiefgehen. Oder aber es ist richtungsweisend - ganz wie seinerzeit die Gründung von Impulstanz.