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Genießen Sie Ihr Leben mit Ihren Kindern

Von Ernst Krispl

Gastkommentare
Ernst Krispl ist Sänger, Tänzer, Schauspieler und Choreograph; er hat eine neunjährige Tochter.
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Das Problem ist nicht alleine unser Bildungssystem. Wir, die Eltern (nicht alle), schieben die Verantwortung von uns.


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Die Lösung für die Bildungsproblematik lautet: Disziplin. Denken Sie einmal nach: Wann haben Sie das letzte Mal über das Wort Disziplin nachgedacht - oder verwechseln Sie das damit, den Alltag gewissenhaft zu bewältigen? Das ist gewiss auch Disziplin, und Sie verlangen sie auch von anderen, oder? Ah, da kommen wir ins Grübeln. Ist man heute überhaupt noch berechtigt, von jemandem Disziplin zu verlangen, oder könnte das falsch verstanden werden? Wo und wann beginnt die Verantwortung, Disziplin zu verlangen?

Bereits eine Schwangere kann beginnen, auf das entstehende Leben positiven Einfluss zu nehmen. Und schon wieder ein gefährliches Wort: Einfluss. Nein, falsch: Da haben sie den Satz nicht aufmerksam gelesen, denn vor diesem Wort steht "positiv" und nicht "negativ". Das ist entscheidend. Versuchen wir von Beginn an, wenn wir uns entschließen, Leben in die Welt zu setzen, mit der damit verbundenen Verantwortung klarzukommen. Wüssten wir auch, welche Rolle wir für die nachfolgende Generation übernehmen, um die Bildung unserer Kinder mitzugestalten, wir wären besser vorbereitet für die interessanteste Aufgabe, die sich der Mensch stellen kann.

Und jetzt kommt das dicke Ende: Da versagen wir, die Eltern (nicht alle). Wir, die Eltern, sind nämlich die Grundlage jedes Bildungssystems. Richtig gelesen: wir, die Eltern, nicht die Politiker, nicht die Lehrer, nicht...

Wissen Sie, wann der Charakter eines jungen Menschen zum größten Teil entwickelt ist? Mit sechs Jahren! Da kommt der kleine Mensch in die Schule. Da beginnt erst das Bildungssystem zu greifen. Alles, was wir, die Eltern, bis dahin versäumt haben, sollen jetzt die Lehrer gutmachen - und das bis zu 30-mal in einer Klasse. Wahnsinn.

Wir schieben die Verantwortung von uns. Wir suchen jede Gelegenheit, um sie loszuwerden. Wir wollen immer mehr - auf Kosten der folgenden Generationen. Wir kennen kein Maß mehr, keine Zufriedenheit. Wir sind nicht glücklich. Wir funktionieren, um unseren Standard mit aller Gewalt zu halten.

Nicht die Politik setzt die Grundlagen unseres Bildungsniveaus. Nein, wir zu Hause in der Familie. Wir mit der Erziehung. Dieses Wort darf man heute nicht mehr verwenden. Denn dieses Wort wird mit Disziplin verbunden. Lügen und Schönreden muss man heute. Die Kirche sagt: "Lügen ist eine Sünde."

Ich gehe zwar nicht in die Kirche, aber ich glaube. Auch an unser Kind - und deshalb bekommt es die für uns denkbar beste Ausbildung und unsere volle Aufmerksamkeit und Liebe. Das ist unser Luxus, unser Kind.

Vielleicht leisten Sie sich auch in Zukunft diesen Luxus und nehmen sich Zeit für Ihr Kind, Ihre Kinder. Denn Sie haben Zeit, jeder gleich viel: 24 Stunden am Tag. Und die kann man sich einteilen, wenn man will. Bitte keine Ausreden, suchen sie nicht nach Vorwänden, einer gut gemeinten Lüge.

Genießen Sie Ihr Leben mit Ihren Kindern. Alles, was Sie in Ihr Kind investieren, bekommen Sie zurück, alles.

Viel Vergnügen.