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Tagung in Wien widmete sich der Seele und Betreuung von Krebspatientinnen.
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Wien. Ein Test, der mit sehr hoher Sicherheit zu erkennen gibt, welche Therapie die geeignetste ist. Was nach Zukunftsmusik klingt, könnte schon bald State of the Art sein. Zumindest in der Therapie von Brustkrebs. Eine gewisse Gruppe von Patientinnen könnte von einem sogenannten Genexpressionstest immens profitieren.
Studien zeigen, dass nach der Auswertung bei immerhin 42 Prozent eine Therapieveränderung vorgenommen werden kann. Bei 18 Prozent wird die Notwendigkeit einer Chemotherapie erkannt. Und bei 36 Prozent der Untersuchten ist klar, dass die laufende Therapie mit einem Zytostatikum eine Überbehandlung darstellt, erklärte die Brustkrebsexpertin Silvia Artner von der Abteilung für Gynäkologie im Hanusch-Krankenhaus, im Rahmen der 31. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychosomatik in Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGPGG) in Wien.
Studien laufen noch
Genexpressionstests sind in der Lage, eine Untergruppe von Brustkrebspatientinnen zu identifizieren, die ohne Anwendung von Chemotherapie effektiv und sicher behandelt werden können - etwa mit einer Antihormontherapie. Diese Tests werden international zunehmend dafür verwendet, um den Einsatz von Chemotherapeutika bei Brustkrebs zu reduzieren und damit auch - ohne die Effektivität der Behandlung zu beeinträchtigen - Nebenwirkungen und Spätschaden zu vermeiden.
Laut Artner soll der Test, der hierzulande derzeit unter Studienbedingungen läuft, nach einer Rentabilitätserhebung schon ab 2015 in Österreich in den klinischen Bereich aufgenommen werden. Die Kosten in Höhe von 3200 Euro werden voraussichtlich von der Krankenkasse getragen.
Damit wäre ein weiterer großer Schritt getan, um den betroffenen Frauen in ihrem Leid eine neue Aussicht zu verschaffen und damit auch ihre Psyche positiv zu beeinflussen.
Psychologische Betreuung
Am Beginn der Therapiewahl steht die Diagnose, die bei weiblichen Krankheitsformen wie Brust- oder Eierstockkrebs nicht nur für Angst sorgt, sondern die gesamte weibliche Identität erschüttert, so Barbara Maier, Vorstand der Abteilung für Gynäkologie im Hanusch-Krankenhaus. Neben einer umfangreichen körperlichen Behandlung benötigen die Betroffenen auch psychologische Unterstützung - und das von Anfang an, fordert Artner.
Denn vor allem in der gynäkologischen Onkologie ist eine Krebsdiagnose noch schwieriger zu verkraften, stellten die Expertinnen fest. Die Krebskranke muss nicht nur tiefe Einschnitte in ihr Leben verkraften, auch werden durch die Erkrankung ihr Körperbild, ihre Attraktivität, ein vielleicht noch nicht erfüllter Kinderwunsch sowie ihr soziales Umfeld massiv beeinflusst. Auch der finanzielle Teil darf nicht außer Acht gelassen werden. "Wenn eine Frau ein Karzinom hat, braucht die Familie ein um ein Drittel höheres Haushaltsbudget", stellte Marianne Springer-Kremser, ehemalige Leiterin der Uni-Klinik Wien für Psychoanalyse und Psychotherapie sowie Gründungsmitglied der ÖGPGG, fest.
Das Behandlungsteam kann mithelfen, Störungen des Körperbildes und die daraus resultierenden Folgen möglichst gering zu halten, so Artner. Nerven- und gefäßschonende Operationstechniken, Rekonstruktionen sowie die onkologische Rehabilitation und Psychoonkologie stellen einen wichtigen Bestandteil der Krankheitsbewältigung dar.
Springer-Kremser setzt vor allem auf Kontinuität in der Betreuung. Angesichts der Tatsache, dass die Situation nach der Diagnose von Angst, Unsicherheit, Scham- und Schuldgefühlen sowie Wut und Trauer geprägt ist, müsste die psychologische Betreuung in der Therapie eine wichtige Säule einnehmen.
Im Wiener Billrothhaus setzten sich Experten seit gestern, Freitag, mit dem Thema "Krebs hat viele Gesichter" auseinander.