Zum Hauptinhalt springen

Gentest verbessert Asthmatherapie

Von Alexandra Grass

Wissen
Für viele Kinder der tägliche Helfer in der Not: der Asthmainhalator.
© corbis

Die Behandlung von Asthma bewegt sich in Richtung personalisierte Medizin.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Eines von sieben Kindern spricht nicht auf den in der Therapie von Asthma weitverbreiteten Wirkstoff Salmeterol an. Mittels eines einfachen Speicheltests könnten jene "resistenten" Kinder allerdings schon im Vorfeld identifiziert werden, um sie mit einem anderen, für sie wirksamen Arzneimittel versorgen zu können, wie britische Wissenschafter der Brighton and Sussex Medical School und der University of Dundee im Rahmen einer Studie zeigen konnten. Die Ergebnisse wurden im Fachblatt "Clinical Science" publiziert.

Zehntausende Kinder in Großbritannien verwenden die Inhalationssprays Seretide oder Serevent. Beide enthalten das die Atemmuskulatur entkrampfende und Bronchien erweiternde Salmeterol. Es ist der derzeit bevorzugte Wirkstoff für Kinder, wenn Asthma mit Steroiden nicht unter Kontrolle zu bringen ist, wie es heißt. Auch konnten mit Salmeterol bei groß angelegten Studien die besten Resultate erzielt werden. Häufig ist in den Inhalatoren auch Cortison enthalten, das oft zusätzlich wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung zum Einsatz kommt.

Genetische Mutation für "Resistenz" verantwortlich

Der Grund, warum einige Kinder jedoch nicht auf Salmeterol ansprechen, liegt im genetischen Code. Die Wirkung des Mittels basiert auf Beta-2-Rezeptoren in den Atemwegen. Eines von sieben Kindern hat eine entsprechende genetische Mutation in seinen Rezeptoren, die quasi das Mittel blockieren. Entweder wirkt es dann gar nicht oder nur sehr wenig. In der durchgeführten Studie mit insgesamt 62 Kindern hat die Hälfte mit der aufgezeigten Mutation Salmeterol erhalten, die andere Hälfte den Wirkstoff Montelukast - eine Arznei, die vor einer Entzündung der Bronchien schützt.

Der Unterschied sei innerhalb von nur drei Monaten sehr klar gewesen als sich die Symptome verbesserten und die Kinder weniger Zeit in der Schule versäumten. Denn Montelukast wirkte viel effektiver, stellt der Kinderarzt und Asthmaexperte von der Brigthon and Sussex Medical School, Somnath Mukhopadhyay, fest. Die Kinder sprachen besser auf die Therapie an - sie keuchten und husteten wesentlich weniger. Salmeterol hingegen wirkte gar nicht oder nur sehr wenig.

Rund 42.000 Kinder mit Asthma in Österreich

Am Beginn der Studie benutzten 36 Prozent der Kinder den Inhalator täglich. Ein Jahr später hat sich die Anzahl der täglichen Benützer in der Montelukast-Gruppe halbiert. Jedoch nicht so in der Salmeterol-Gruppe. "Zum ersten Mal konnten wir zeigen, dass personalisierte Medizin im Bereich des kindlichen Asthmas funktioniert", erklärte Mukhopadhyay. Eltern sollten allerdings im Zweifelsfall nicht selbst handeln, sondern den Arzt aufsuchen, warnt der Mediziner. Aber es sei tunlichst an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen.

Asthma ist eine häufige Erkrankung, die eine Million Kinder in Großbritannien betrifft. Ein hoher Prozentsatz der Asthmabetroffenen befindet sich im Alter zwischen zwei und sechs Jahren. In Österreich sind es rund 42.000 Kinder, die unter Symptomen wie Husten, Atemnot oder pfeifenden Atemgeräuschen leiden. Asthma stellt damit die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter dar. Und eine häufig verwendete Medizin ist offensichtlich bei einer signifikanten Anzahl der Bevölkerung nicht wirksam. Der Speicheltest, der umgerechnet lediglich 18 Euro kostet, ist für Mediziner allerdings noch nicht erhältlich. Wie die Forscher betonen, sind noch weitere Untersuchungen nötig.

Das Potenzial für maßgeschneiderte Therapie

Die Anzahl an Kindern, die über eine entsprechende genetische Mutation verfügen, ist nicht bekannt. In Großbritannien könnte sie aber Schätzungen zufolge bei mehr als 15.000 liegen. Die Studienergebnisse seien auf jeden Fall sehr vielversprechend, erklärte Malayka Rahman von der britischen Asthma-Liga. Dieses aufregende Forschungsgebiet habe das Potenzial, maßgeschneiderte Behandlungsmethoden hervorzubringen. Somit könnten sowohl die Spitalsaufenthalte reduziert und Asthma bedingte Todesfälle vermieden werden, betonte Rahman.