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Genug verglichen

Von Walter Hämmerle

Leitartikel
Walter Hämmerle.
© Luiza Puiu

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"Das ist genau das, was in den 1930er Jahren passiert ist." Mit diesen Worten warnte am Freitag Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron die USA vor den Folgen eines Handelskriegs mit dem Rest der Welt, denn: "Der wirtschaftliche Nationalismus führt zum Krieg."

Macron ist bei weitem nicht der Einzige, der mahnend die Tragödie der Zwischenkriegszeit als Projektionsfläche für die Gegenwart benutzt. Und keineswegs nur für angebliche wirtschaftspolitische Parallelen. Der Aufstieg neuer politischer Bewegungen, die die etablierten Parteien als Systemparteien brandmarken: Wie in den 1930ern! Martialische Bühnenshows bei Parteitagen:
Ein Fanal der Zwischenkriegszeit! Die Stigmatisierung bestimmter Gruppen und Einzelpersonen als Sündenböcke: Alles schon einmal da gewesen!

Die Leidenschaft für historische Vergleiche ist keineswegs nur einseitig. Unvergessen der Vergleich mit den Burschenschaftern als den neuen Juden. Und auch die Muslime sehen sich mittlerweile in dieser Rolle. Nur zur Erinnerung: In der Zwischenkriegszeit wurde der Boden für die weitgehende Vernichtung des europäischen Judentums aufbereitet.

Mit dem tatsächlichen Verlauf von Geschichte hat das alles nichts zu tun. Die Situation zwischen unserer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Realität und jener der von Armut, Depression und Massenarbeitslosigkeit geprägten 1920er und 1930er Jahre könnte nicht unterschiedlicher sein. Zweifellos stimmt, dass unsere Gesellschaften unter Druck stehen und einen schwierigen ökonomisch-technisch-kulturellen Wandlungsprozess durchlaufen, der da und dort auch zu politischen Stresssymptomen führt.

Aber es kann keine Rede davon sein, dass die wirtschaftlichen und politischen Eliten - wie in den 1920ern und 1930ern - die Idee der Demokratie skeptisch bis anlehnend gegenüberstehen; es gibt nirgendwo Parteien, die neben und hinter sich hochgerüstete Privatarmeen und Straßenkämpfertruppen unterhalten; der politische Wettbewerb findet im von Verfassungen und Institutionen gesicherten Rahmen statt; und das Allerwichtigste: Die überwältigende Mehrheit der Bürger wie der Parteien ist fest in der demokratischen Mitte verankert.

Es wäre ein unschätzbarer Beitrag zur politischen Entspannung, wenn sich alle Seiten, auch die Medien, darauf einigen könnten, doch bitteschön auf historische Vergleiche mit der Zwischenkriegszeit zu verzichten. Sie sind lediglich Teil einer Inszenierung mit politischen Absichten und tragen deshalb mehr zur Verwirrung und Verunsicherung bei, als dass sie den Bürgern helfen würden, eine bestimmte Situation besser zu verstehen. Danke.