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George W. Bush auf der Couch

Von Thomas Burmeister

Politik

Michael Moore ist nicht allein. Nach seinem Bestseller "Volle Deckung, Mr. Bush" und dem Erfolg ähnlicher Bücher anderer Autoren haben amerikanische Verlage für die nächsten Monate eine Flut von Bush-kritischen Veröffentlichungen angekündigt. Mindestens 25 Bücher würden in den nächsten Monaten den US-Präsidenten und seine Politik auseinander nehmen, berichtete die Zeitung "USA Today" am Dienstag unter der Überschrift "Bush im Sperrfeuer von Büchern".


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Zu den meistverkauften der bereits erschienen "No-Bush-Titel" gehört neben Moores "Volle Deckung" die Abrechnung des gefeuerten Finanzministers Paul O'Neill mit der derzeitigen Führung im Weißen Haus, "The Price of Loyality". Darin schreibt er, dass Bush und seine Hintermänner den Irak-Krieg bereits lange vor den Terroranschlägen am 11. September 2001 geplant hätten.

Im März kommt mit dem Titel "Against All Enemies: Inside the White House's War on Terror" ein weiteres Buch eines Ex-Insiders der Bush-Administration in den Handel: Richard Clarke, einst der "Konter-Terrorismus-Zar", rechnet darin mit allem ab, was aus seiner Sicht an Bushs Anti-Terrorismus-Kampagne falsch gelaufen ist. Ebenfalls im März erscheint Craig Ungers "House of Bush, House of Saud". Der Autor verspricht, dunkle Kanäle der finanziellen und persönlichen Bindungen zwischen der Bush-Familie und dem saudiarabischen Königshaus aufzudecken.

Adrian Zackheim, Herausgeber beim eher konservativen Label Sentinel der Penguin-Verlagsgruppe, sieht in der Flut von Bush-kritischen Veröffentlichen keineswegs eine neue "Linkslastigkeit" amerikanischer Autoren. Das derzeitige "Bush Bashing" - das Herziehen über Bush - habe viel mehr damit zu tun, dass vielen Autoren angesichts der von dem Medien stark beachteten Kandidatenkür bei den Demokraten das Timing für Bush-Kritik günstig erscheine. Jedenfalls sei das "keine gute Zeit für die Veröffentlichung von Büchern, die den amtierenden Präsidenten unterstützen".

Fast in den Bereich der Polit-Satire dürfte wohl ein Buch mit dem Titel "Bush on the Couch" gehören: Der Psychoanalytiker Justin Franklin verspricht eine Analyse der "rigiden Denkweise" des US-Präsidenten und seiner "simplen Weltsicht". Zahlreiche weitere Titel lassen vermuten, dass kräftig auf Bush eingedroschen wird, darunter (frei übersetzt) "Schlimmer als Watergate - Die Geheimpräsidentschaft von George W. Bush" von dem einstigen Nixon-Berater John Dean sowie "Betrug: Die Strategie hinter den Bush-Lügen" von Paul Waldman.

Dagegen sind bis zu den Präsidentschaftswahlen erst zwei Bücher angekündigt, die Bush und seinen Verbündeten den Rücken stärken sollen. Der Autor Ronald Kessler will Bush in seinem für September geplanten Buch als starken Charakter und Mann ehrenhafter Prinzipien darstellen. Und der einstige Gehilfe republikanischer Kongressabgeordneter, David Bossie, hat ganz allgemein ein Werk angekündigt, mit dem er "den ganzen Schmutz hinter dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten hervorholen" will - "wer immer das sein wird".