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George W. Bushs Kandidatin für das Arbeitsressort im Kreuzfeuer

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Washington - Als im ersten Jahr der Clinton-Administration die Kandidatin für das Justizministerium Zoe Baird über den Umstand stolperte, dass sie Jahre zuvor eine illegale Ausländerin in ihrem Haushalt beschäftigt hatte, äußerte sich in TV-Auftritten eine ehemalige demokratische Politikerin, die in den Reagan-Jahren zu den Republikanern gestoßen war, besonders kritisch: Linda Chavez. Jetzt, wo sie von George W. Bush als Arbeitsministerin designiert wurde, muss sie sich mit den gleichen Vorwürfen auseinandersetzen.


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In den Jahren 1992/93 beherbergte Chavez eine illegale Immigrantin als Guatemala, Marta Mercado, in ihrem Haus und gab ihr mehrmals Geld für geleistete Dienste im Haushalt, berichten USMedien.

Ein Bush-Sprecher, der diesen Umstand nicht bestritt, meinte aber, dass Chavez nicht über den illegalen Status ihres "Gastes" informiert gewesen sei und dass sie die Frau aus Nächstenliebe aufgenommen habe und nicht als Haushaltshilfe oder als Aufsichtsperson für ihren damals 13-jährigen Sohn. Der designierte Präsident, der erst am Wochenende von der Angelegenheit erfuhr, stellte sich laut seinem Sprecher voll hinter seine Kandidatin.

Für die Demokraten, die der Bestellung von Linda Chavez von Anfang an ablehnend gegenüberstanden, bietet die nun bekannt gewordene Affäre aber neue Munition. Senator Edward Kennedy, Vorsitzender des zuständigen Senatsausschusses etwa meinte, dass man darüber im Hearing ausführlich sprechen werde. Er sieht in der Nominierung von Chavez ein äußerst betrübliches Zeichen, da sich die Kandidatin seit langer Zeit gegenüber den Grundrechten der Arbeiter sehr ablehnend verhalten habe. Und der Vorsitzende der Demokraten im Senat, Tom Daschle, meinte, es sei ein ernstes Problem, wenn Chavez eine Illegale beschäftigt habe. Eine Arbeitsministerin solle doch ein Vorbild sein.

Linda Chavez ist bereits das dritte von Bush nominierte Regierungsmitglied, dem ein stürmisches Bestätigungsverfahren ins Haus steht. Im Kreuzfeuer der Kritik stehen auch die nominierte Innenministerin Gale A. Norton und der Kandidat für das Justizministerium, John D. Ashcroft.

In Nortons Zuständigkeit fällt u.a. der Umweltschutz und es wird befürchtet, dass sie der Industrie- und Öllobby, die auch in Umweltschutzgebieten tätig werden will, nachgeben wird.

Ashcroft wiederum gilt als religiöser Fundamentalist, entschiedener Abtreibungsgegner und glühender Befürworter der Todesstrafe. Frauenverbände und Bürgerrechtsgruppen haben deshalb bereits ihre schwersten Bedenken gegen seine Bestellung zum Justizminister angemeldet.