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Erdwärme hat "größtes Potenzial aller Alternativen". | Wien/München. Professor Ladislaus Rybach freut sich: "Das Pferd, das ich reite, fällt jetzt vom Trab in den Galopp". Der Schweizer "Geothermiepapst" sieht angesichts der Klimaschutzdiskussion die Erdwärme-nutzung endlich auf dem Weg aus ihrem bisherigen Nischendasein. Vom Potenzial her ist sie anderen alternativen Energieträgern wie Solar- oder Windkraft ohnehin weit überlegen, meinte der emeritierte Geophysik-Professor der ETH Zürich und Chef des Schweizer Consulters "Geowatt" am Donnerstag beim Symposium "Klimaschutz durch Erdwärme - Geothermie 2007" in Wien.
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In Österreich, das seine selbst auferlegten Klimaziele im Rahmen des Kyoto-Prozesses "massiv verfehlen wird", so Robert Korab vom Expertenbeirat des heimischen Klima- und Energiefonds Österreich, sollte die "praktisch überall verfügbare, emissionsfreie und nachhaltige Energieform" Erdwärme vor allem auf dem Sektor Heizen und Kühlen forciert werden. Ein Pilotprojekt der ÖBB-Schienen-Infrastrukturgesellschaft SCHIG etwa nutzt beim Bau des Lainzer Tunnels bereits die Tatsache, dass die Temperaturen unter der Erdoberfläche pro 100 Meter Tiefe um drei Grad ansteigen, für Heizung und Kühlung einer Sportschule am Wiener Stadtrand. Zusammen mit der Bauindustrie sollen jetzt die Möglichkeiten intensiver genutzt werden, wurde bei der Tagung angekündigt.
Insgesamt aber steigert sich Rybachs Pferd in Österreich eher erst vom Schritt in den Trab, vergleicht man die Geothermienutzung mit der Schweiz oder Deutschland. Gerade beim großen nördlichen Nachbarn hat in den letzten Jahren ein regelrechter Boom eingesetzt - und zwar auch zur hier zu Lande immer noch eher skeptisch gesehenen Nutzung der Erdwärme zur Stromerzeugung.
Erdstrom-Kraftwerke
Die Münchner "Erdstrom AG" präsentierte am Vorabend des Kongresses ihr gut 300 Millionen Euro umfassendes Projekt zum Bau von acht geothermischen Kraftwerken mit jeweils 5 bis 10 Megawatt elektrischer Leistung. Im bayerischen Molassebecken sind die geologischen Voraussetzungen günstig: Aus gut 3000 Metern Tiefe kann rund 130 Grad heißes Wasser an die Oberfläche geholt worden, via Wärmetauscher wird Dampf zum Betrieb einer Turbine zur Stromerzeugung geliefert. Wegen der auf 20 Jahre garantierten Einspeisetarife nach dem deutschen Energieförderungsgesetz ist das Projekt wirtschaftlich darstellbar, so Erdstrom-Vorstandschef Ulrich Egner.
Genehmigungen, Bohrverträge und Kraftwerksanlagenlieferanten sind fixiert, in knapp drei Jahren sollte alles fertig sein. Dass die Bohrungen erfolgreich sein werden, davon geht man inzwischen aus: Ein Projekt in Unterhaching südlich von München - das den Schwerpunkt umgekehrt auf die Wärmeversorgung der Gemeinde legt und Strom als Nebenprodukt mitnimmt - ist gerade erfolgreich in den Probetrieb gegangen.
Zur Finanzierung wird auch ein Börsengang nicht ausgeschlossen. Aber zuerst sondiert man mit internationalen Fonds, so Finanzvorstand Thomas Keil: "Eine emissionsfreie, nachhaltige, grundlastfähige Stromquelle, da ist das Interesse vor allem der Amerikaner groß".