CSU setzt auf starke Endphase. | SPD-Chef mit wohl letzter Chance. | München. Auf einmal war er da. Nase an Nase mit Journalisten vor dem gröhlenden Hintergrund des Münchner Oktoberfests. Und erzählte von der deutschen Sozialdemokratie und wie sie die Speerspitze der Linken in Europa sei. Franz Maget, Chef der bayrischen SPD, begeistert seine Klientel, die bei den feurig-pathetischen Reden des 54-Jährigen so richtig in Fahrt kommt.
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Und doch sind die Aussichten für ihn alles andere als rosig. Mit 20 Prozent der Wählerstimmen fuhr er bei der letzten Wahl das schlechteste Ergebnis ein, das die SPD jemals in Bayern erreichte. Ein Fehlschlag, den er - so die Prognosen - bei den Wahlen diesen Sonntag wiederholen wird. Erklären kann er sich das nicht. Zumindest nicht auf dem Oktoberfest. Er will es auch gar nicht. Denn er glaubt felsenfest an - auch nicht gerade rosige - 25 Prozent. Behalten dennoch die Umfragen recht, wird es wohl die letzte Wahl sein, die Maget für die SPD geschlagen hat.
Das Wichtigste sei aber ohnedies, die Absolute der CSU zu brechen. Mit dieser Feder schmückt sich Maget gerne, wenn es auch andere Parteien wie die FDP oder die Freien Wähler sind, denen die Wähler zulaufen, die am Ende der CSU fehlen könnten. Wie er in diesem Fall seinen Plan einer Koalition mit FDP, Grünen und Freien Wählern in die Tat umsetzen will, lässt er geflissentlich aus. Stattdessen setzt er auf Stimmung.
"Schauen sie sich um", sagt Maget und weist auf die feiernden Gäste des Oktoberfests. "München ist links regiert - so wie Wien - und jeder ist glücklich und zufrieden. Wir haben das Gespür fürs Volk." Und zwischen Bier, Dirndl und Lederhosen geht der Chef der Bayern-SPD richtig auf.
"Wer zu den Siegerngehört, wählt CSU"
"Ich bin natürlich nicht immer so angezogen", sagt Christine Haderthauer abwehrend. Doch wenn die junge CSU-Generalsekretärin sich für den Wahlkampf unter das oktoberfestliche Volk mischt, kommt auch sie nicht drumherum, sich in bayrische Tracht zu werfen. Das macht sie gerne - sagt sie - auch wenn sie die erste CSU-Generalsekretärin ist, die nicht aus Bayern stammt. Doch selbst wenn es ihr nicht gefiele, bliebe ihr nichts anderes übrig, denn so einfach wie früher hat es ihre Partei nicht mehr; da müssen schon alle Register der Werbekunst gezogen werden.
"Wer zu den Siegern gehören will, wählt in Bayern CSU und hält zum FC Bayern München." Oft genug bekam der interessierte Ausländer diese geflügelte Phrase präsentiert. Mittlerweile stehen die Zeichen auf Veränderung. Letztes Wochenende erlebte der FCB gegen Werder Bremen mit einem 2:5 eine historische Heimniederlage. Und auch die CSU blickt trüben Zeiten entgegen. Erstmals seit 1958 könnte sie ihre absolute Mehrheit verlieren und gezwungen sein, erstmals seit 1962 mit einer anderen Partei zu koalieren. An dieses Szenario will Christine Haderthauer nicht einmal denken. "Im Bund wollen wir mit der FDP koalieren, im Land mit niemandem", sagt sie mit Siegerlächeln. Doch abseits offizieller Erklärungen sieht man düstere Mienen auf den Gesichtern der Mitarbeiter in der CSU-Parteizentrale. "Es sieht nicht gut aus", hört man manchen Kenner der Nymphenburgerstraße 64 sagen. Vom obligaten Zweckoptimismus keine Spur.
Doch der große Coup der CSU ist erst im anrollen. Den "Bayernplan" nennen sie ihn - einer schwedischen Wahlstrategie nachempfunden. Das bedeutet einen massiven Werbeanschlag kurz vor der Wahl, da Studien zufolge potentielle Urnengänger erst bis zu 72 Stunden vor der Stimmabgabe entscheiden, wo sie ihr Kreuz machen. Hauptbotschaft soll dabei sein: Bayern geht es von allen Bundesländern am besten und wenn sich das nicht ändern soll, muss die CSU an der Macht bleiben.
Ein Argument, das auf dem Oktoberfest durchaus Anklang findet. "Dauernd hört man, dass wir uns in einer Krise befinden. Aber wenn man sich auf der Wiesn das Bier um mehr als acht Euro gönnt, kann es ja nicht so schlimm sein", ereifert sich ein Wiesnbesucher.
Ein anderer wiederum glaubt nicht, dass die CSU überhaupt noch Einfluss auf ihr Schicksal hat: "Es kommt immer einmal die Zeit, in der sich die Menschen nach einem Wechsel sehnen." Diese Zeit scheint nun in Bayern gekommen zu sein. Spannend wird nur, ob auch die Mehrheit den Wechsel will, oder ob es die CSU schafft, im Fotofinish doch noch um die Nasenlänge vorne zu sein.