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Gerät der IS in die Defensive?

Von WZ-Korrespondentin Birgit Svensson

Politik

Heftige Luftangriffe haben angeblich IS-Terrorchefs getroffen. Die irakische Armee verzeichnet Fortschritte in Baiji.


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Bagdad. Ist Terrorchef Abu Bakr al-Baghdadi verletzt oder gar tot? Ein Luftangriff der Amerikaner habe viele Extremisten, darunter zwei Chefs der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet, hört man aus dem Zentralkommando der amerikanischen und irakischen Einsatzkräfte in Bagdad. Darunter könnte auch Baghdadi sein, der selbsternannte Kalif Ibrahim.

Die Hinweise verdichten sich, dass Baghdadi tatsächlich schwer verletzt wurde. Während sein Sprecher Abu Mohammed al-Adnani auf seinem Twitter-Account lediglich von einer Verletzung seines Chefs ohne nähere Angaben schreibt, meldet der arabische Nachrichtensender Al-Arabiya, dass Baghdadi bei dem Luftangriff schwer verletzt wurde. Weitere führende IS-Mitglieder sollen sogar getötet worden sein. Das Innenministerium in Bagdad teilt mit, der Luftangriff habe in der irakischen Stadt Kaim an der Grenze zu Syrien stattgefunden.

Sollte Baghdadi tatsächlich in Kaim getroffen worden sein, würde dies bedeuten, dass der IS sein Domizil aus Mosul in die nordwestlich von Bagdad gelegene Provinz Anbar verlegt hat, was Beobachter schon länger vermutet haben. Auf den Kopf des Kalifen ist eine Summe von zehn Millionen US-Dollar ausgesetzt.

Auch die Glaubensbrüder werden umgebracht

In Anbar schlagen die schwarzen Killer wild um sich. Bis zu 600 Mitglieder eines sunnitischen Stammes sollen in der Provinz Anbar von der sunnitischen IS-Terrormiliz grausam hingerichtet worden sein. Der Stamm Albu Nimr ist im Gebiet des Euphrat-Staudamms Haditha beheimatet, den die Terroristen unbedingt unter ihre Kontrolle bringen wollen. Sie sind dabei, die flächenmäßig größte Provinz des Iraks vollständig zu kontrollieren. 80 Prozent haben sie bereits in ihrem Besitz.

Die Mitglieder des Stammes Albu Nimr wollten sich den strengen Regeln des Kalifats nicht unterwerfen. Dafür mussten sie mit dem Leben bezahlen. Die Mördermiliz spart niemanden aus. Schiiten, Christen, Jesiden, Turkmenen, Schabak: Alle Volksgruppen im Irak sind bereits Opfer des IS geworden. Doch jetzt bringen die islamistischen Gotteskrieger auch ihre eigenen, sunnitischen Glaubensbrüder um.

Unterdessen liefern sich irakische Soldaten heftige Kämpfe mit IS-Kämpfern in Baiji, in der Nähe von Tikrit. Seit Monaten ist die größte irakische Ölraffinerie heiß umkämpft. Während Mitglieder einer Spezialtruppe der irakischen Armee das Gelände der Raffinerie besetzt halten, hat IS sich außen herum positioniert und kontrolliert die Ölleitungen, die zu und von der Raffinerie führen. Der Betrieb steht seit Juni still. Nun sollen jedoch erstmals irakische Soldaten auch Häuser und Gebäude der Stadt Baiji befreit haben, die seit dem Überfall der Terrormiliz auf den Norden des Iraks in der Hand von IS-Kämpfern waren. Die schwarzen Dschihadisten-Fahnen werden nach und nach heruntergerissen, berichten Bewohner der Stadt.

Die Terrorbande scheint zunehmend in Bedrängnis zu geraten. Dies zeigt die Mitteilung von Interpol, dass ausländische Kämpfer vermehrt Kreuzfahrtschiffe benutzen würden, um in die Kriegsgebiete in Syrien und im Irak zu gelangen. Wegen verschärfter Kontrollen an Flughäfen und auf dem Landweg über die Türkei suchten die Extremisten Ausweichrouten. "Es gibt immer mehr Berichte, dass Leute Kreuzfahrtschiffe nutzen, um zu Ausgangsbasen zu kommen, also quasi näher zu den syrischen und irakischen Konfliktzonen", sagt Interpol-Chef Ronald Noble.

Laut einem UN-Bericht hat die Zahl der ausländischen Terroristen in Syrien und im Irak ein bedenkliches Ausmaß erreicht. In den vergangenen Jahren seien rund 15.000 Dschihadisten aus 80 Ländern in die Region gereist, um an der Seite von Gruppen wie dem IS zu kämpfen. Seit 2010 habe sich die Zahl ausländischer Kämpfer im Irak und in Syrien "um ein Vielfaches" erhöht.