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Marode Textilkette ist Geschichte, Mitarbeiter können aber auf Jobs hoffen.
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Wien/Halle. Das Rennen um die Vermögenswerte der insolventen Textilhandelskette Don Gil (29 Filialen, 309 Mitarbeiter) ist seit Mittwoch entschieden. Bereits vor Tagen hatte die "Wiener Zeitung" exklusiv berichtet, der deutsche Modekonzern Gerry Weber mit Zentrale in Halle, Westfalen, mische im Match um Don Gil kräftig mit und werde ein entsprechendes Angebot legen. Und die börsenotierte Gerry Weber International AG um Firmenchef Gerhard Weber hat tatsächlich nach beinhartem Bieterkampf mit der österreichischen Textilkette Kleider Bauer den Zuschlag erhalten. Neben den beiden waren als Interessenten auch Schöps-Al Wazzan und die italienische Textilgruppe Ittierre im Spiel. Zudem gab es etliche Interessenten für einzelne Standorte.
Nun aber übernimmt Gerry Weber für 6,1 Millionen plus 1,22 Millionen Euro Umsatzsteuer sämtliche Marken- und Immaterialgüterrechte, sprich die Mietvertragsverhältnisse der Filialen, das Warenlager und die Markenrechte Don Gil - Don Gil Donna. Dabei startete das letztendlich brisante Bieterverfahren um die Top-Standorte, unter anderem in der Wiener Innenstadt, bei einer Untergrenze von 3 Millionen Euro.
"Wir haben das Beste daraus gemacht, bereits der Abverkauf war sehr erfolgreich", sagt die renommierte Wiener Sanierungsanwältin Ulla Reisch, die Don Gil erfolgreich durch das Insolvenzverfahren geführt hat. Doch die Zeit drängte: Denn die Don Gil-Läden waren bereits bis auf die Regale völlig leer.
Eine große Nummer
Der Kaufpreis ist für Gerry Weber ein Schnäppchen. Denn die Deutschen haben damit ihre Österreich-Expansion mit einem "Zuschlag" massiv erhöht: von 23 auf 52 Standorte. Und auch die Kriegskasse ist gut dotiert. Die Gerry Weber International AG, die rund 2700 Mitarbeiter in 62 Ländern beschäftigt, hat im Geschäftsjahr 2009/10 - Stichtag ist der 31. Oktober - mit den Marken "Gerry Weber", "Taifun" und "Samoon" rund 621,9 Millionen Euro umgesetzt, der Nettogewinn betrug 54 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote lag bei 64,5 Prozent. Ende Oktober schloss Gerry Weber sein Geschäftsjahr 2010/11 mit 20 Filialeröffnungen, davon 13 in Deutschland, drei in Österreich, zwei in Spanien und je eine in Dänemark und Polen.
Fachkräfte für Expansion
Die Marke Don Gil dürfte zwar nun endgültig Geschichte sein. Für die 309 Mitarbeiter könnte es aber zum Teil ein Happy End geben. Denn Gerry Weber braucht für die Expansion in Österreich Fachkräfte. "Die werden sie höchstwahrscheinlich auch benötigen", sagt Don-Gil-Insolvenzverwalter Günther Hödl. Den bisherigen Mitarbeitern von Don Gil sollen nach der Schließung entsprechende Angebote unterbreitet werden.
Das Aus der Don-Gil-Kette war eigentlich schon besiegelt, als die italienische Mutterfirma Mariella Burani Fashion Group in die Pleite schlitterte. Die nötigen Finanzierungen blieben aus, die finanzierenden Banken (13 Millionen Euro Obligo) wurden vertröstet, bis Insolvenz beantragt werden musste. Die Gesamtschulden betragen 35 Millionen Euro.