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Gerührt und geschüttelt

Von Manfred A. Schmid

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Der Geheimagent Ihrer Majestät bevorzugt seinen Martini gerührt, nicht geschüttelt. Als Zuschauer vor dem Bildschirm ist man freilich beides - gerührt ob des heldenhaften Mutes, mit dem sich James Bond zum augenzwinkernden Retter des Abendlandes aufschwingt, sowie geschüttelt wegen der atemberaubenden Stunt-Szenen in den diversen Verfolgungsjagden. Montagabend gab es erneut Gelegenheit dazu. Im Rahmen der derzeit laufenden 007-Retrospektive in ORF 1 stand Nummer 12 der legendären Ian-Fleming-Verfilmungen auf dem Programm. "James Bond: In tödlicher Mission" ist allerdings eines der besseren Exempel dieses Genres, auch wenn für mich weiterhin Sean Connery als idealer Verkörperer des Mannes mit der Lizenz zum Töten gilt. Doch auch Roger Moores mörderische Skiabfahrten über Stock und Stein in Cortina d'Ampezzo, insbesondere die Wettfahrt im Eiskanal, gehören zum Feinsten, das Produzent Albert Broccoli und Regisseur John Glen zu bieten hatten. Mit Entsetzen erinnert man sich daran, dass bei den Dreharbeiten ein Stuntman im außer Rand und Band geratenen Bob tödlich verunglückt ist.

Für Rührung sorgt gewöhnlich auch die Oper "Fidelio", sogar wenn sie nur konzertant dargeboten wird wie vergangenen Samstag in 3sat. Die Ankündigung dieses Hohelieds auf eheliche Liebe und ihren Sieg über Despotismus und Gewalt in der "TVWoche" nahm ich allerdings mit Verwunderung zur Kenntnis: "Nach einer Musik von Ludwig van Beethoven" stand da zu lesen, gespielt werde "unter der Leitung von Fabio". Da war ich dann nur geschüttelt - vor lauter Lachen.