)
Kommission soll Konzept für Gesamtschule entwickeln. | Bedarf an Ganztagsschulen bei 40 bis 50 Prozent. | "Wiener Zeitung":Unterrichtsministerin Claudia Schmied will Sie als Berater bei der Umsetzung bestehender Expertenvorschläge mit einer "führenden Rolle" betrauen. Was muss am dringendsten getan werden?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Günter Haider: Die Verringerung der Schulklassen steht im Vordergrund. Und zwar so, dass auch die Qualität verbessert wird - dass also der Unterricht auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler eingeht. Das Bundesinstitut für Bildungsforschung und Schulentwicklung, das von Ministerin Gehrer geplant wurde und jetzt mit Leben erfüllt werden soll, wird die Umstellung wissenschaftlich begleiten und Vorschläge für die Lehreraus- und Fortbildung erstellen.
Mittlerweile wird eine Gesamtschule auch von führenden ÖVP-Vertretern ins Auge gefasst. Wann ist es so weit?
Ich sehe viele gute Argumente von Experten, die für eine gemeinsame Schule sprechen. Es geht vor allem um eine Verlagerung der Schulwegsentscheidung nach hinten, mit neuneinhalb Jahren ist das zu früh. Natürlich muss eine gemeinsame Schule in die Schullandschaft so eingebaut werden, dass sie dem System gerecht wird. Eine Kommission sollte jetzt ein stimmiges Konzept dafür ausarbeiten. Die Umsetzung wird wohl zwei Legislaturperioden brauchen.
Ganztagsschulen haben in Österreich Seltenheitswert. Bundeskanzler Gusenbauer wünscht sich, dass die Kinder, wenn sie von der Schule nach Hause kommen, mit der Arbeit fertig sind. Ist das Zukunftsmusik?
Ganztagsschulen scheitern weniger am politischen Willen als an der Finanzierung und an den Schulbauten, die oft nicht dafür geeignet sind. Derzeit haben weniger als zehn Prozent der Schulen Nachmittagsbetreuung, der Bedarf liegt bei 30 bis 40 Prozent. Ganztagsschulen sind familienpolitisch, sozial und pädagogisch wichtig. Die Geschwindigkeit, mit der diese vorangetrieben werden, reicht mir auch nicht. Aber auch da gilt: Man muss jetzt planen, um langfristig etwas zu ändern.
Die Zentralmatura steht im Koalitionspakt, das Vorschuljahr nicht. Warum?
Die Zentralmatura wird politisch gewünscht und ist auch sinnvoll, weil die Abschlüsse immer unvergleichbarer werden. Beim Vorschuljahr glaube ich wiederum nicht, dass jemand dagegen ist. Ob dann ein Vorschuljahr oder ein verpflichtendes Kindergartenjahr kommt, kann flexibel gehandhabt werden.
Ministerin Schmied will Sie und andere Experten beauftragen, Vorschläge umzusetzen. Reizt Sie das?
Ich merke einen frischen Wind in der Bildungspolitik. Viele Baustellen sollen geschlossen werden. Ich stehe da gerne als Berater zur Verfügung, aber meine Foschungstätigkeit will ich nicht aufgeben.