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Marcel Hirscher hat den Olympia-Slalom nicht gewonnen und damit den Hattrick verpasst. Das ist kein Drama, es gibt ja noch Snowboard.
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Nix ist es geworden aus dem allseits erwarteten Triumph. Dreimal Gold bei Olympischen Spielen - das haben bisher nur wenige Athleten geschafft. Im Alpinsport waren das der legendäre Toni Sailer (1956) sowie der Franzose Jean-Claude Killy (1968). Wer hätte gedacht, dass sich Marcel Hirscher diesen besonderen Sieg in seiner Parade-Disziplin, dem Slalom, noch einmal nehmen lassen - oder besser gesagt: sich selbst nehmen - würde? Denn dass der rot-weiß-rote Ski-Superstar, der bei Großereignissen gewöhnlich kaum Probleme mit Erwartungshaltungen oder Druck hat, bereits im ersten Lauf nach 22 Sekunden ausscheiden würde, hatte so niemand erwartet. Noch dazu, wo man Schnitzer dieser Art in Hirschers Renn-Statistik erst regelrecht suchen muss. So ist das bisher letzte Aus in einem Slalom mehr als zwei Jahre her (Aiba 2016), in Erinnerung geblieben sind darüber hinaus vielleicht noch die Einfädler bei der WM in Vail 2015 oder in Kitzbühel 2014. Hirscher selbst war nicht weniger überrascht: "Mir tut es irrsinnig leid, weil der Slalom heuer meine beste Disziplin war. Da habe ich sicher das größte Potenzial. So unerwartet wie die Kombi-Medaille war, so unerwartet war der Ausfall", erklärte er am Donnerstag. Nachsatz: "Ich war schon einmal mehr angefressen."
Und recht hat er. Aber auch darüber hinaus tut Hirscher angesichts der Erfolge, die er bei Olympia - seinem bisher einzigen Turnier ohne Gold - gefeiert hat, gut daran, zufrieden zu sein. Welcher Hahn kräht schon nach einer unbedeutenden Rekordmarke à la Sailer oder Killy, wenn doch die große historische Glanztat für den Salzburger heuer ganz woanders zu vollbringen ist? Nicht umsonst spritzt ja auch der vierfache und aktuelle "Sportler des Jahres" den alpinen Teambewerb am Samstag in Yongpyong und reist stattdessen zurück nach Europa, um sich dort auf die Technikbewerbe in Kranjska Gora vorzubereiten. Läuft alles nach Plan, wird sich Hirscher nämlich dort am 4. März nicht nur seine jeweils fünfte Kristallkugel in Riesentorlauf und Slalom abholen, sondern auch zum siebenten Mal in Folge zum Gesamtweltcupsieger krönen lassen. Das zählt zweifellos mehr als eine mögliche zusätzliche Medaille bei Olympia.
Das gesagt, stellt sich eigentlich nur noch die Frage: Wie geht es weiter? Welche Ziele kann sich Hirscher noch setzen, außer sich vielleicht, wie der Boulevard wissen will, mit Familienplanung zu beschäftigen? Den Rekord von 86 Weltcupsiegen des Schweden Ingmar Stenmark einstellen? Wäre eine Möglichkeit. Oder das Repertoire auf die Speed-Disziplinen ausweiten? Wohl auch. Aber wie wäre es, wenn es Hirscher, wie es kürzlich Marc Girardelli in einem Kommentar angesprochen hat, der Sensations-Olympionikin im Super G, Ester Ledecká, gleichtäte und sich gleich in einer anderen Sportart versuchen würde? Wenn der Ski-Star heute so akribisch mit dem Snowboard-Training beginnt, wie er in der Vergangenheit das Skifahren revolutionierte, könnte er in einem Parallelrennen der Mono-Bretter durchaus um den Sieg mitfahren. Es würde auf den ersten Blick vielleicht etwas komisch ausschauen, aber eine Sensation wäre das allemal. Und auch die Gefahr des Einfädelns wäre so gut wie ausgeschlossen. Immerhin.