Immofinanz tilgt Milliarden-Kredit ihrer Osttochter. | Immoaustria wird jetzt auf Immoeast verschmolzen. | Wien. Paukenschlag in der Immobilienbranche: Die Immofinanz stößt für 1,2 Mrd. Euro ihre Tochter Immoaustria ab. Das darin gebündelte Österreich-Portfolio bleibt aber in der Familie. Denn es wird nicht an einen Mitbewerber veräußert, sondern an die Immoeast, die bis dato als Osteuropa-Tochter der ebenfalls börsenotierten Immofinanz fungierte. Ziel der Aktion: Die Immofinanz begleicht mit dem Verkauf zumindest einen Großteil ihrer Schulden, die sie gegenüber der Immoeast hat.
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Für beide Gesellschaften sei der Deal ein Gewinn, betont Immoeast-Chef Eduard Zehetner, der nach dem Abtritt von Thomas Kleibl das Zepter nun auch bei der Immofinanz übernimmt. "Die Immoeast hat eine Finanzforderung mit einem Gläubiger glattgestellt, der diese Summe nicht eben in seiner Portokasse hatte." Laut Zehetner wird mit der jetzigen Transaktion ein kurzfristig fälliger Kredit von 1,8 Mrd. Euro, den die Immoeast ihrer Mutter aus Mitteln der letzten Kapitalerhöhung eingeräumt hatte, im Wesentlichen getilgt.
Entlastung für Bilanzen
"Die Bilanzen beider Gesellschaften werden somit maßgeblich entlastet", sagt der neue starke Mann der Immofinanz-Gruppe, die noch immer unter dem vom einstigen Management rund um Karl Petrikovics verursachten Finanzdebakel leidet.
An der Immoaustria hängen etliche Immobilienperlen, darunter etwa der Vienna Twin Tower, der Business Park Vienna, der City Tower und die Wohnimmobilien der Buwog/ESG. Zehetner zufolge liegt ihr Verkaufspreis, der sich auf ein Gutachten von Morgan Stanley stützt, nahe dem Netto-Vermögenswert.
Dass die Immoaustria auf die Immoeast verschmolzen wird, werten Analysten als Vorstufe für eine spätere Fusion von Immoeast und Immofinanz. Zehetner schließt eine solche auch nicht aus, sagte gestern, Montag, vor der Presse aber, dass jedenfalls kurz- oder mittelfristig nicht daran gedacht sei.
Halbe Milliarde in Kassa
Die Liquidität der Gruppe, um die sich im Herbst Pleite-Gerüchte gerankt haben, sieht Zehetner mittlerweile gesichert. Seit Ende November seien Liegenschaften im Wert von mehr als 300 Mio. Euro verkauft worden - alle knapp über ihrem Schätzwert. Zehetner: "Wir haben jetzt eine halbe Milliarde in der Kassa, und damit halten wir es eine Zeit lang aus." Wie der ehemalige RHI-Manager weiter berichtete, seien inzwischen auch die Verhandlungen mit den finanzierenden Kernbanken "in der Zielgeraden".
In der strittigen Causa um die 512-Millionen-Forderung der Immofinanz-Gruppe gegenüber den ehemaligen Eigentümern der Constantia Privatbank (CPB) dürfte eine Lösung indessen ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten lassen. Immofinanz, CPB, deren frühere Mutter Constantia BV und der Badener Immofinanz-Investor Rudolf Fries sind laut Zehetner "nicht mehr Lichtjahre voneinander entfernt". Konkret zeichnet sich eine Abgeltung der Forderung in Cash und einer Übertragung der Managementverträge ab. Diese Verträge, über die Immofinanz und Immoeast gegen üppige Gebühren noch bis vor kurzem extern gemangt wurden, liegen noch immer in der CPB.
In der Immofinanz-Affäre rund um verschobene Millionenbeträge in den Dunstkreis der CPB geht Zehetner im Übrigen von einem raschen Vorgehen der Justiz aus: "Ich erwarte nicht, dass hier noch jahrelang untersucht wird." Zumal die Umstände bereits weitgehend geklärt seien, so Zehetner.