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Geschichte im Prachtgewand

Von Hermann Schlösser

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Wenn sich das Fernsehen mit historischen Themen beschäftigt, geht das nicht ohne Schwierigkeiten ab. Denn zum einen ist das Fernsehen ein schnelles Medium, zum anderen aber ist es optisch dominiert, also auf Bilder, Farben und Aktionen angewiesen. Die Geschichte hingegen reicht zurück in lang vergangene, langsame Zeiten, und die Dokumente, die über diese Epochen Auskunft geben, sind durchaus nicht immer bebildert. Sie müssten gelesen, wenn nicht gar studiert werden. Dazu aber hat das Fernsehen keine Zeit. Jahrhundertereignisse werden also auf kurze Bildepisoden reduziert, und gründlich belehrt wird man nur in Glücksfällen.

Der Film "Die Frauen um Kaiser Karl V.", den Bayern 3 am Montagabend sendete, war kein solcher Glücksfall. Das Hauptaugenmerk lag auf den Frauen, denen dieser Kaiser viel zu danken hatte: seine Großmutter Maria von Burgund, seine Mutter Johanna, "die Wahnsinnige", seine Tante Margarethe, seine Schwester Maria, seine Gattin Isabella von Portugal, schließlich Barbara Blomberg, die bürgerliche Mutter seines illegitimen Sohnes Don Juan D'Austria. Alle diese Frauen traten in nachgespielten Szenen auf, desgleichen der allzeit melancholische Kaiser. Da sich der Film aber vor allem auf die Wirkung prächtiger Gewänder und malerischer Kulissen verließ, vermittelte er nur wenig Geschichtswissen, dafür aber umso mehr "Geschichtsgefühl": Ja, früher war alles schöner, prächtiger und schicksalsträchiger - dies ungefähr war die Moral von der Geschichte. Sie aber wäre bei einem vergleichbar gemachten Film über Julius Caesar oder Napoleon auch nicht anders ausgefallen.