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Der ORF setzt wenige Tage vor dem Höhepunkt des Jubiläums- und Gedankenjahres einen Zeitgeschichte-Schwerpunkt in nahezu allen seinen Programmen. Eine löbliche Sache. Die Frage ist nur, wie man so etwas programmgestalterisch angeht.
Da war etwa Mittwochabend auf Ö1 das "Journal-Panorama" der Befreiung des KZ Mauthausen vor 60 Jahren gewidmet. Wenig später, erfreulicherweise im Hauptabendprogramm, lief Teil 3 von Hugo Portischs mustergültiger und fesselnder Doku-Reihe von der "unglaublichen Geschichte" der Zweiten Republik. Ein "konsumierbarer" Info-Block, für den jeder zeitgeschichtlich Interessierte dankbar ist. Trotzdem zeigten sich erste Anzeichen einer Schwächung. Die, noch dazu intensiv beworbene, Portisch-Reihe fiel in den Zuseherzahlen zurück. Sie liegt im Schnitt mit 936.000 Zusehern noch immer hervorragend, doch waren es vor einer Woche noch rund 160.000 mehr.
Und für nächste Woche ist dem ORF nichts Besseres eingefallen, als "Portisch 4" zwischen der Albert-Speer-Reihe einzukeilen (Montag, Dienstag, Donnerstag Speer mit Tobias Moretti als Hitler am Hauptabend, Mittwoch Portisch). Da bleibt nur zu hoffen, dass sich die Zuseher am Mittwoch dem profunden Handwerk des Dr. Portisch anvertrauen und nicht anderntags einer Spiel-Doku über Speer, die mit Hitler Quote machen will und eigentlich nicht in den Hauptabend gehört.