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Geschlechterkampf als PR-Gag

Von Christian Mayr

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Erinnern Sie sich noch an den 5.Juli 2003? Dass an diesem Tag die 90. Tour de France, eine der spannendsten der Geschichte, gestartet wurde, verkam aus österreichischer Sicht zur Randnotiz. Vielmehr bejubelt wurde Skistar Hermann Maier, der sich beim Prolog mit den besten Radfahrern der Welt messen durfte. Am Ende wurde der muskelbepackte Herminator abgeschlagen Letzter - aber der Show war Genüge getan. Nichts anderes als ein PR-Gag ist auch die Ankündigung von Ski-Dominatorin Lindsey Vonn, heuer bei der Abfahrt in Lake Louise bei den Männern antreten zu wollen. Ein derartiger Geschlechterkampf - im Ski-Weltcup wäre es der erste in einem Rennen - zieht ganz von allein die Aufmerksamkeit auf sich. Das beweisen etliche Beispiele aus anderen Sportarten, sei es im Tennis oder Motorsport. Das Ansinnen von Vonn liegt nun beim Skiverband FIS, der in Sachen PR zwar Nachholbedarf hat, zugleich die Regeln nicht so einfach zurechtbiegen darf: Tritt Vonn bei den Herren an, müsste sie klarerweise in der Woche darauf auf den Start bei der Damen-Abfahrt in Lake Louise verzichten. Dennoch eine riskante Angelegenheit: So wurden ja dereinst Damen nach Stürzen wieder von gefährlichen Herren-Pisten verbannt. Auf der Gleiterstrecke mag der Geschlechterkampf gut gehen, aber was, wenn Vonn für die Streif nennt? Eine weit größere Verantwortung, als sie einmal bei der Tour de France mitfahren zu lassen.