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Geschlossene Fonds werden offener

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.

Eine Anlageklasse erfindet sich neu - das Argument, nicht unter die Wertpapier-KESt zu fallen, reicht alleine nicht aus.


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Noch einmal zur Bresche! Ähnlich wie in Shakespeares Heinrich V. wagen geschlossene Fonds einen neuerlichen "Sturm" auf den österreichischen Anlegermarkt. So hat die deutsche Hannover Leasing für ihr Debüt eine Anlage mit einer an die Deutsche Bahn vermieteten Immobilie im Angebot. Die MPC, die hier schon länger tätig ist, bietet eine Beteiligung am Gebäude der Europa-Zentrale des japanischen Druckerherstellers Kyocera in Holland.

Verkaufsargumente sind eine stetige Rendite weit über jener von Anleihen, regelmäßige Ausschüttung, Transparenz über das Produkt, in das veranlagt wird - und die Tatsache, dass geschlossene Fonds nicht unter die Kapitalertragssteuer fallen. Das allein reicht aber skeptischen Anlegern nicht, weil der Name "geschlossener Fonds" - die sich selbst übrigens nicht so bezeichnen, laut österreichischem Recht sind sie keine "Investmentfonds" - negative Assoziationen von komplizierten Strukturen hervorruft.

Deshalb hat sich die Branche verändert: die Anlagen sind einfacher. Handelt es sich um Immobilien, so sind diese nun meist fertig gestellt und haben Langzeitmieter, exotische Anlagen gibt es nur mehr selten und die Annahmen über die Preisentwicklung sind konservativer - in einigen Fällen zumindest.

"Obwohl Kyocera einen Mietvertrag auf zehn Jahre mit einer Verlängerungsoption auf weitere fünf Jahre unterzeichnet hat, haben wir - neben den Rücklagen für Renovierung - Rückstellungen für Mietausfall in der Planung kalkuliert und berücksichtigt," erläutert Peter Halbschmidt von MPC. Zudem erfolge die Ausschüttung nur aus dem Überschuss zwischen Einnahmen und Ausgaben, nicht aber aus den Liquiditätspuffern. Die Risiken würden so weit wie möglich neutralisiert - vereinfacht gesagt werde sogar der Verkaufspreis der Immobilie erstmals geringer als der Einkaufspreis kalkuliert, so der MPC-Chef.

Jens Freudenberg von Hannover Leasing rät dennoch zur Vorsicht - nicht alle in der Branche hätten sich weiterentwickelt: "Was die Annahmen bei den Fonds angeht, beobachten wir leider bei einer Vielzahl der Produkte keine Lernkurve durch die Krise. Die Stellschrauben der Fonds werden immer noch bis zum Äußersten ausgereizt, um Ausschüttungen zu erreichen, die aufgrund der Einkaufsfaktoren aus dem Anlageobjekt alleine nicht zu erzielen wären."

Also müssten Investoren selbst genau auswählen - und auch Beratern komme immer mehr Bedeutung zu. Allerdings seien sich gut informierte Anleger der Risiken und Chancen bisweilen besser bewusst als so mancher Berater, der vielleicht voreilig in einer weniger guten Phase zum Verkauf rät. "Ja, der Anleger ist kritischer als jemals zuvor", sagt Freudenberg - auch er sieht eher eine Nachfrage nach nicht zu kompliziert gestrickten Beteiligungen.

So sei etwa das Thema Bioenergie, an das Halbschmidt persönlich noch immer glaubt, im Moment auf der Reservebank, weil die Anlageform weniger einfach zu verstehen ist als eine Immobilienbeteiligung. "Vielleicht werden die Anlagen irgendwann wieder komplizierter. 2007 wollte niemand verstehen, wie die Investition genau funktioniert - nur die Rendite war wichtig", sagt ein Marktteilnehmer.

Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.