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Geht es nach den Halbfinalteilnehmern, bräuchte man gar nicht so lange Champions League zu spielen. Oder doch?
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Eine Champions League dauert ein Dreivierteljahr - und am Ende ziehen (fast) immer dieselben ins Halbfinale ein, da braucht man sich nur die vergangenen drei Jahre anzuschauen: Real und die Bayern waren immer dabei, Barcelona mit Ausnahme der sowieso verkorksten Vorjahressaison detto; und diesmal darf halt auch Juventus nach längerer Durststrecke wieder einmal mitspielen. Fadesse? Vielleicht. Andererseits will man doch auch die Besten sehen. Und die Tatsache, dass diese mit wenigen Ausreißern eben immer dabei sind, ist aus mehreren Gründen logisch, dafür sorgen schon Arithmetik und Geldverteilungspolitik des europäischen Fußballverbandes Uefa - der ja auch daran interessiert ist, sich seine Topseller wohlgesonnen zu halten. Zum einen bekommen die wichtigsten Ligen mehr Startplätze zugesprochen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es ihre Klubs weiter schaffen, zum anderen werden für Siege in der Champions League derart absurd hohe Prämien ausgeschüttet, dass es Kleine schwer haben, jemals aufzuschließen. Das Financial Fairplay, das diese zunehmend unattraktiv für potenzielle Investoren macht, ist zwar sicher gut gemeint, erweist sich hier aber als das Gegenteil eines ausgleichenden Faktors. Zwar wird für die Zukunft auch die Europa League aufgewertet, ob dies aber der Weisheit letzter Sch(l)uss ist, wird sich erst noch herausstellen müssen.
Die These aber, man könnte von der Anzahl der Klubs in der Spätphase der Champions League auch auf die Gesundheit der jeweiligen Ligen schließen, lässt sich nicht aufrecht erhalten. Denn Spanien mag mit fußballerischen Talenten, Know-how und Glanz und Gloria gesegnet sein; die sportliche Spannung ist aber mit Ausnahme der Topklubs endenwollend. Außer Atlético im Vorjahr machten sich Real und Barcelona seit nunmehr zehn Jahren alle Meistertitel untereinander aus. Wirtschaftlich gesehen darben die meisten Klubs eher schlecht als recht dahin, die Schuldenlast ist enorm. Und da machen weder Atlético noch Real und Barcelona eine Ausnahme. Dass vor allem die Letzteren beiden sich dennoch Jahr für Jahr die teuersten Spieler leisten, liegt eher an, nun ja, kreativer Geschäftspolitik, für die sich nicht selten auch schon die Steuerbehörden und/oder die EU-Wettbewerbskommission interessiert haben. Kaum besser ist es um die italienische Liga bestellt, die auch nicht mehr das Dolce Vita vergangener Tage ausstrahlt. Juventus mag zwar den Calciopoli 2006, den Wettskandal mitsamt nachfolgendem Zwangsabstieg, hinter sich gelassen haben und nun mit dem größten Champions-League-Erfolg seit 2003 seine Renaissance auch in diesem Bewerb feiern - ebenso beachtlich sind aber die Verluste von 6,7 Millionen Euro, die man alleine im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2014/15 geschrieben hat. So gesehen müssten dann am Ende doch die Deutschen gewinnen. Aber das wäre halt vielleicht doch ein bisserl fad.