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Geschmeichelt durch Raubkopien

Von Bernhard Baumgartner

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"Ich sollte das wahrscheinlich nicht sagen, aber auf eine Art sind Raubkopien ein Kompliment", sagt Michael Lombardo. Der Mann muss es wissen - immerhin ist er Programmchef des US-Pay-TV-Senders HBO. Dieser hat mit der Fantasy-Serie "Game of Thrones" einen weltweiten Hype gelandet, der sogar für die Maßstäbe dieses durch eine Fülle exzellenter Serien bekannten Senders einzigartig ist. Schon kurz nach der Premiere der ersten Folge der dritten Staffel am Wochenende gab es 160.000 Kopien im Netz - ein Rekord. Aber offenbar kein trauriger, wenn man ernst nimmt, was der HBO-Mann da sagt.

Ein bisschen kokett ist es schon. Allerdings nicht ganz unlogisch. Denn HBO ist ein Pay-TV-Sender. Das, was dieser Sender mit für europäische Verhältnisse astronomischen Budgets produziert, wurde bereits vorab von seinen mehr als 85 Millionen Abonnenten bezahlt. Rechnet man die Verwertung der Rechte in ungefähr rund 150 Ländern der Welt dazu, kann man sich ausrechnen, dass es sich rechnet, Serien zu produzieren, die weltweit zu den allerbesten gehören - und daher entsprechend kopiert werden.

Allerdings macht HBO einen legalen Zugang auch nicht leicht. Denn die DVDs oder zu kaufende digitale Kopien erscheinen meist erst ein Jahr nach der Premiere in den USA. Erst kürzlich kam die zweite Staffel in den Handel, da war die dritte schon im Anflug. Bis dahin hatte das Fernsehen die Hand auf dem Material. Wenn man es den Endkonsumenten schon so schwer macht, etwas legal zu erwerben, muss der HBO-Chef offenbar wenigstens via Medien die Absolution erteilen.