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Gesellschaftskritik in bunt

Von Christina Böck

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Dass sich eine Modemarke mit dem glamourösen Gastauftritt eines Künstlers schmückt, ist heutzutage kaum mehr eine Meldung wert. Seit Fantastilliarden bunte Mangagesichter von Takashi Murakami auf Louis-Vuitton-Taschen über den Kohlmarkt getragen wurden und seit Erwin Wurm seine Skulpturen mit Mänteln von Hermès ausstatten ließ, ist das Thema etwas für die Kategorie kurioser Mainstream.

Nun hat aber die Fotokünstlerin Cindy Sherman für die Kosmetikfirma MAC eine Werbekampagne fotografiert. Also, sie hat, wie bei Cindy Sherman üblich, sich selbst für diese Kampagne fotografiert. Da muss man neidlos sagen: Das ist einmal eine prachtvolle Idee. Die Marke, die sich sonst von Paradiesvögeln von Lady Gaga und Dita van Teese abwärts vertreten lässt, hat, vielleicht gar per Zufall, einen subversiven Glückstreffer gelandet. Denn kaum jemand verkörpert das "Sich-Maskieren" in seiner Kunst so vehement und konsequent wie die Identität-Suchende Cindy Sherman. Die Künstlerin, die auf vielen ihrer Fotos in allerlei Rollen zu sehen ist und dabei trotzdem anonym bleibt. Konsequent bleibt sie auch in ihren Sujets für die Kampagne: Es sind verstörende Fratzen, die zwischen Schönheit und Verfremdung oszillieren und an die (in dem Fall sogar zahlende) Beautyindustrie ein gar nicht mal so zweideutiges Signal senden. Das dafür aber so richtig schön bunt. Mit der Farbe wollte Sherman es dann doch auch nicht übertreiben. Die beworbene Make-up-Kollektion darf nicht "MAC for Cindy Sherman" genannt werden. MAC hatte da offenbar doch etwas falsch verstanden.