)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Seit dem Spielberg-Film "Schindlers Liste" ist der Name des aus Wien stammenden Amon Göth einem breiten Publikum bekannt.
Der unumschränkte Chef des Zwangsarbeitslagers Plaszow bei Krakau, der von den Amerikanern am 28. Mai 1946 gemeinsam mit dem Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß an Polen ausgeliefert und nach einem Prozess vor dem Obersten Volksgericht am 13. September 1946 hingerichtet wurde, steht heute für die Verkörperung der NS-Verbrechen schlechthin.
Johannes Sachslehner hat in einer gut recherchierten Biographie den Werdegang des am 11. Dezember 1908 im sechsten Wiener Gemeindebezirk geborenen Amon Leopold Göth aufgezeichnet.
Amon Göth stammte aus einer gutbürgerlichen Familie - sein Vater Franz Aman Göth besaß eine Verlagsbuchhandlung, in die der junge Amon später nach nicht problemlos verlaufenen Schuljahren einsteigen sollte. Während seiner Schulzeit in Waidhofen an der Thaya im Waldviertel wird der 17-jährige Amon 1925 Mitglied in der dortigen "Vereinigung der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterjugend Deutsch-Österreichs".
Zwei Jahre später wechselt er von den Jungnazis zum "Steirischen Heimatschutz Verband Wien", aber im Mai 1931 tritt er bereits wieder der NSDAP-Ortsgruppe in Margareten bei. Im Sommer 1937 taucht er nach einer gescheiterten ersten Ehe in München auf, nach dem Anschluss kehrt er im Frühjahr 1938 nach Wien zurück und heiratet im Oktober seine zweite Frau Anny.
Mit Jahresbeginn 1939 tritt er als Gesellschafter in die Firma des Vaters ein, die sich auf Militärpublikationen spezialisiert. Die Geschäftspolitik der Firma wird bald zum Anlass für erste Probleme. Übereifrige Vertreter verkaufen einen teuren Prachtband über den Polenfeldzug mit ziemlich aggressiven Methoden. Eine heftige Rüge aus Parteikreisen ist die Folge. Selbst das SS-Organ "Das schwarze Korps" publiziert einen kritischen Bericht.
Rauschende Feste und blutige Massaker
Amon Göth selbst meldete sich im März 1940 zum Dienst bei der Waffen-SS und übersiedelt ins oberschlesische Industriegebiet, wo er sich bis zu seiner Abberufung im September 1944 führend an der Deportation und Ermordung jüdischer Bürger und polnischer Widerstandskämpfer hervortut und sich bereichert, wo es nur geht. In einem Umfeld von brutalen Mördern ragt der inzwischen zum zweifachen Vater gewordene Amon Göth, der es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt, durch besondere Brutalität und Maßlosigkeit heraus. Rauschende Feste in seiner Villa und blutige Massaker wechseln sich ab.
Seine Arroganz und Korruptheit wird Göth schließlich zum Verhängnis, weil er selbst seine Parteikollegen vor den Kopf stößt. Monatelang wird von einem SS-Gericht gegen ihn ermittelt. Bei Kriegsende fällt er in München in die Hände der Amerikaner, die zuerst gar nicht ahnen, welcher Fang ihnen da gelungen ist.
Johannes Sachslehner schildert in seiner ausgezeichneten Biographie eine pathologische Persönlichkeit vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs in Polen.
Sachbuch
Der Henker.
Leben und Taten des SS-Hauptsturmführers Amon Leopold Göth.
Johannes Sachslehner
Styria premium, 400 Seiten,
18 Euro