Zum Hauptinhalt springen

Gesprächs- und Interviewkultur

Von Manfred A. Schmid

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 25 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Zunächst ein nostalgischer Blick zurück: Es ist etwa ein Vierteljahrhundert her, als man auf dem Küniglberg in der Sportredaktion einen Mitarbeiter entdeckte, der sich als meisterhafter

Gesprächsleiter entpuppte und als solcher fortan auch in anderen Bereichen eingesetzt wurde. Sein Name: Dieter Seefranz. Die von ihm geleiteten "Club-2"-Diskussionsrunden sind bis heute unerreichte

Beispiele souveräner Gesprächskultur im Fernsehen. Nach seinem frühen Tod erlebte der "Club 2" auch unter seinem Nachfolger Peter Huemer eine Hochblüte, bis er dem Zeitgeist der unsäglichen Talkshows

weichen musste. Peter Huemer zog sich in das Medium Hörfunk zurück, wo er nun die "Im Gespräch"-Sendung von Österreich 1 betreut.

Und da gab es bekanntlich auch noch den zu Dieter Seefranz umgekehrten Fall: Da hatte der ORF einst einen etwas bärbeißigen, aber unerbittlich bohrenden Interviewer. Wann immer Elmar Oberhauser

Politiker vor Mikrophon und Kamera bat, konnte man sicher sein, dass es kein mundgerechtes, gefälliges Frage-Antwort-Spiel werden würde. Und die Quoten hatten gestimmt · im Unterschied zu den

heutigen Sommergesprächen, Gesprächsrunden und TV-Konfrontationen, die in der Mehrzahl mit Seherschwund zu kämpfen haben. Als Oberhauser den Spin-Doktoren vermutlich zu lästig wurde, versetzte man

ihn kurzerhand als Chef in die Sportredaktion. Und nun wundern Sie sich wohl nicht mehr, warum die Moderatorinnen und Moderatoren heutzutage so zahm geworden sind. Wer will schon · Anruf genügt · ins

Archiv versetzt werden?