Jerusalem - Palästinenser-Präsident Yasser Arafat ist nach Ansicht von Nahost-Experten gestärkt vom Gipfel der Arabischen Liga in Kairo zurückgekehrt. Arafat habe sein Hauptziel erreicht, die Staatschefs aller arabischen Länder hinter sich zu bringen, lautet ihre Einschätzung. "Aber die Frage ist, wird Arafat diese seltene Stärke ausnutzen können, um politische Erfolge für das palästinensische Volk zu erzielen?", fragte der palästinensische Politikexperte Ghassan el Khatib.
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Arafat müsse das Ende der israelischen Besatzung wieder zur Grundlage der Gespräche machen und verhindern, dass die USA den Friedensprozess monopolisierten.
Die jüngsten Unruhen hätten Arafat an die Spitze eines palästinensischen Unabhängigkeitskrieges gebracht, erklärten Beobachter. "Es scheint mir, als ob die israelische Regierung die Situation falsch einschätzt", sagte auch der israelische Analyst Menachem Klein. Israels Ministerpräsident Ehud Barak weigere sich zu sehen, dass die Wut der Palästinenser zunehme, je mehr Palästinenser und dabei auch Kinder in den besetzten Gebieten getötet würden.
Barak sehe auch nicht, dass es sich um einen Krieg gegen die israelische Besatzung handle, einen Unabhängigkeitskrieg. Eine Rückkehr zum Verhandlungstisch, um einen endgültigen Friedensvertrag auszuhandeln, sollte für beide Seiten die einzige Option sein. Der israelische Beobachter Gerald Steinberg sagte dagegen, Arafat sei nach dem Gipfel der Arabischen Liga innenpolitisch immer noch in Schwierigkeiten: "Er hat dadurch sicher kein Land bekommen und wird es wahrscheinlich in der näheren Zukunft auch nicht." Der Rückhalt durch die Araber wiege nicht die fehlende Unterstützung der USA und das schwindende Verständnis Europas auf.
"Taten statt Worte"
Nach dem Gipfel in Kairo am Wochenende hatten Hunderte aufgebrachter Palästinenser in einem Flüchtlingslager im Gaza-Streifen das Treffen der Staatsoberhäupter als gescheitert bezeichnet. Sie forderten auf einer Trauerfeier für einen getöteten 14-jährigen Palästinenser von den arabischen Staaten "Taten statt Worte".