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Werte und Regeln immer stärker in den Unternehmen verankert.
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Wien. Dass am Thema Compliance heute kein Unternehmen mehr vorbei kommt, steht außer Frage. Doch wie gut sind heimische Firmen in Sachen Compliance-Management tatsächlich aufgestellt? Die Antwort darauf liefert das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PriceWaterhouse Coopers (PwC) mit der Studie "Compliance-Kompass". Untersucht wurden der Ist-Zustand und die Entwicklungsschwerpunkte des Compliance-Managements - darunter versteht man die Selbstverpflichtung, bestimmte Regeln einzuhalten - und der internen Kontrollsysteme (IKS) in 58 österreichischen Top-Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von mindestens 50 Millionen Euro.
Die gute Nachricht: Die Aufmerksamkeit für das Thema Compliance hat in den vergangenen Jahren aufgrund diverser Skandale, aber auch durch die steigenden Anforderungen des Gesetzgebers zugenommen. "Der effiziente Umgang mit den enorm gestiegenen Compliance-Anforderungen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Unternehmensführung geworden", resümiert Jörg Busch, PwC-Partner und Leiter der Studie. "Wie unsere aktuelle Studie zeigt, haben sich österreichische Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits ausgiebig mit diesen Themen beschäftigt. Allerdings gibt es nach wie vor Verbesserungspotenzial in vielen Bereichen."
Erfreulich sei laut PwC, dass mittlerweile das öffentliche Bekenntnis zu Corporate Governance und die interne Vermittlung von Werten und Regeln als wichtiger Bestandteil einer modernen Unternehmensführung gelebt werde. Intern werden Wertgrundsätze rund um Governance, Risikomanagement und Compliance (GRC) in den meisten Unternehmen durch die Führungsebene vermittelt. Zudem kommunizieren immer mehr Unternehmen die Grundsätze ihrer Unternehmensführung auch extern über Geschäftsberichte, Internet oder Vorträge.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Compliance schlägt sich zudem in einem höheren Risikobewusstsein nieder. So weisen viele Unternehmen heute einen mittleren oder hohen Reifegrad bei Berichterstattung und unabhängiger Überwachung auf. Aber: "Angesichts der weiter steigenden Anforderungen durch Markt und Stakeholder sieht die Hälfte der Studienteilnehmer dennoch Optimierungspotenzial in ihrer Risikokultur", räumt PwC ein.
Nachholbedarf bei der Koordination
Nachholbedarf besteht unter anderem auch in den Bereichen Koordination und Automatisierung. So haben zwei Drittel der befragten Firmen keine unternehmensweit koordinierte Vorgehensweise, sprich zentrale Strategie, für die Zusammenführung von Governance, Risikomanagement und Compliance-Aktivitäten.
Trotz des erhöhten Drucks durch "Cyber Crime" und der zunehmenden Digitalisierung von Geschäftsprozessen hapert es zudem bei den Struktur- und Technologiemaßnahmen. Dringender Handlungsbedarf besteht demnach bei der Automatisierung von aufwendigen, manuellen Kontrollen und in mehr als 70 Prozent der Unternehmen bei der Erstellung schriftlicher Dateneigner-Konzepte. "Hier schlummert möglicherweise Potenzial, die Durchführung der Kontrollen effizienter zu gestalten", ist Studienleiter Busch überzeugt. "Denn all das kostet Geld und bedeutet ein erhöhtes Risiko von Fehlern und Verlusten."
Und was treibt die Verantwortlichen tatsächlich an, das Thema Compliance ernster zu nehmen als früher? "Für 63 Prozent der Befragten ist die persönliche Haftbarkeit der stärkste Treiber für die Einführung eines leistungsfähigen Compliance-Systems", skizziert Alexander Malkwitz, Partner beim Wirtschaftsberatungsunternehmen A.T. Kearney, die Ergebnisse einer jüngst in Deutschland durchgeführten Compliance-Studie. Ein weiterer Motivations-Turbo sind drohende Geldstrafen für das Unternehmen (59 Prozent).
Je 47 Prozent der befragten Experten aus 40 führenden Indus-trieunternehmen investieren in Compliance aber auch, um Kundenanforderungen nachzukommen oder ethische Verpflichtungen zu erfüllen.
Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
Interessantes Detail: Während 68 Prozent der Top-Manager die Notwendigkeit eines Compliance-Systems anerkennen, liegt die Zustimmung auf den unteren Management-Ebenen nur bei 19 Prozent. "In einem globalen Umfeld, in dem die Einhaltung von Vorschriften immer wichtiger wird, kann ein effektives Compliance-System nicht nur vor drastischen Konsequenzen schützen", gibt Malkwitz zu bedenken. "Es kann darüber hinaus auch einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit leisten."