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US-Eigentümer haben Bank hergerichtet und wollen abgeben - Zahlungsverkehr des Bundes bleibt.
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Wien. Staatskapital zurückgezahlt, Beteiligungen wie Investmentfonds-Gesellschaft und Pensionskasse verkauft, ein Vergleich im Franken-Streit mit der Stadt Linz in Reichweite. Dazu gesellen sich ein Gewinnsprung von 220 auf 345 Millionen Euro, und die Reduzierung der Mitarbeiterzahl von 3600 auf 3200. Die Bawag/PSK hat 2014 ihre Hausaufgaben gemacht, deren Chef Byron Haynes ein Mammutprogramm abgespult.
Nun ziehen die Eigentümer der heimischen Großbank, die beiden US-Hedgefonds Cerberus (52 Prozent) und Golden Tree (39 Prozent) weiter. Sie haben die Investmentbanken Goldman Sachs, Morgan Stanley und Lazard nun auch offiziell beauftragt, "strategische Optionen" für die Bawag zu prüfen.
Verkaufsabsicht besteht seit einem Jahr
Steve Feinberg von Cerberus kaufte Ende 2006 die Bawag um 3,2 Milliarden Euro und "rettete" den damaligen Eigentümer ÖGB damit vor der Pleite. Dafür versprach der ÖGB, die Bawag als Hausbank zu behalten, und auch der Bund blieb bei der Stange - der Zahlungsverkehr der Republik läuft bis heute über die Bawag/PSK. Mehr als acht Milliarden Euro macht das bilanzwirksam aus, der tatsächliche "Geldumsatz" macht ein Mehrfaches davon aus. Ende 2012 stieg Feinbergs Wall-Street-Kollege Steven Tananbaum mit seiner "Golden Tree Asset Management" ein, nachdem er eine Anleihe in Aktien wandeln musste. Auch smarten Kaufleute wie Steve Feinberg gerieten in der Finanzkrise in Turbulenzen.
Verkaufsgerüchte gibt es seit einem Jahr, denn die beiden US-Eigentümer hatten wohl damals im Sinn, nach dem Vorliegen der Bilanz 2014 die Kontrolle über die Bawag aufzugeben. Die heimische Bank lieferte, auch dank der engen Zusammenarbeit mit der Post. Als Kaufinteressent gilt seit langem die spanische Großbank Santander, eines der größten Geldinstitute Europas. Santander hat zwar derzeit Probleme bei ihrer US-Tochterbank, die beim Stresstest der dortigen Notenbank Fed durchfiel, für die Bawag sollte es aber reichen. Die im Jänner durchgeführte Kapitalerhöhung spülte 7,5 Milliarden Euro in die Banco Santander.
Die Bawag wird derzeit von Bankexperten auf etwa 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro taxiert. Und sie hat im Moment kein Kapitalproblem. Da Cerberus und Golden Tree auch eine Fusion mit einer anderen Bank in Aussicht gestellt haben, wäre es durchaus denkbar, dass die beiden US-Fonds mit einem Teil des Kapitals in einer größeren Lösung an Bord blieben.
Verdient haben die beiden Fonds ohnehin nicht schlecht. Die Bawag hat seit der Übernahme vom ÖGB umfangreiche Vermögenswerte verkauft, etwa den gesamten Immobilienbestand. Ein kleinerer Teil davon befand sich in Kärnten bei Seen und ist derzeit Bestandteil polizeilicher Ermittlungen (siehe Artikel Seite 10.) Ob ein strategischer Partner der Bawag, die italienische Großversicherung Generali, ein möglicher Käufer wäre, wird in Bankkreisen bezweifelt. Der Generali-Konzern hat für 2014 gerade eine ernüchternde Bilanz gelegt, der Gewinn schrumpfte um 12,5 Prozent. Grund war - neben dem Russland-Geschäft - die Abschreibung auf eine Schweizer Bank-Beteiligung.
"Die neue Bankenaufsicht durch die EZB und die verschärften Kapitalvorschriften werden in Europa eine neue Konsolidierungsrunde einläuten", sagte ein Bankchef zur "Wiener Zeitung". "Die Bawag ist offensichtlich Teil dieser Konzentration."
Das größte Risiko der Bawag liegt derzeit in der gerichtlichen Auseinandersetzung mit der Stadt Linz wegen einer Franken-Spekulation, die auf dem Papier zu Verlusten von 500 Millionen Euro geführt hat. Der Streit geht schon seit Jahren, nun hat sich aber ein Fenster für einen Vergleich aufgemacht.
Der Bürgermeister von Linz, Klaus Luger, hat erstmals erklärt, er strebe einen Vergleich an. Bawag-Chef Haynes steht einer Vergleichslösung ebenfalls zur Verfügung. Immer noch im Rennen dabei ist eine "große Lösung" mit der Kommunalkredit, die eine 170-Millionen-Anleihe in Franken für Linz organisiert hatte, die 2017 ausläuft.
Post AG bleibt Partner, egal wem die Bank gehört
Die Bawag hat mit dem Franken-Swap auf Kosten der Stadt Linz bisher mindestens 100 Millionen Euro verdient, stellte sich im Prozess mittlerweile heraus. Die heuer anstehenden Wahlen in Oberösterreich dürften die dortige SPÖ auch motivieren, den Streit mit der Bawag vorher beizulegen.
Danach würde die Bawag/PSK ohne großes Risiko zum Verkauf stehen. Mit Privatkundeneinlagen in Höhe von 19 Milliarden Euro zählt die Bawag nach wie vor zu den einlagenstärksten Instituten Österreichs. Und da diese Einlagen im jetzigen Zinsumfeld für die Bank praktisch geschenktes Geld sind, lassen sich daraus ansehnliche Zinserträge erwirtschaften.
Umso mehr, als die Partner alle bei der Stange bleiben, nicht nur die Republik. "Ein Eigentümerwechsel bei der Bawag würde an unserem Geschäftsmodell nichts verändern", sagte die Sprecherin der Post AG zur "Wiener Zeitung". Und jene fünf Prozent, mit denen die Post AG an der Bawag beteiligt ist, stehen auch nicht aktiv zum Verkauf.