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Mitt Romney hat den Präsidentschaftswahlkampf gegen Amtsinhaber Barack Obama eröffnet und schon wird wieder eifrig darüber spekuliert, wem in dem großen Film die Rolle des Nebendarstellers zufallen könnte. Die Anforderung an den "running mate", also den Vizepräsidentschaftskandidaten, ist es, Schwächen des Kandidaten ausbügeln. Das sind nach Stand der Dinge Latinos, Frauen und Anhänger der radikalen Tea Party. Bei diesen Wählern schneidet der Republikaner verhältnismäßig schlecht ab. Außerdem muss der "running mate" auch noch ein Mann sein, der die Amerikaner davon überzeugen kann, dass er im Fall des Falles fähig wäre, selbst die Führung der USA zu übernehmen.
Favorit ist derzeit Marco Rubio. Als Senator von Florida könnte er Romney einen wichtigen Bundesstaat sichern und mit seinen kubanischen Wurzeln zudem bei Latinos punkten. Außerdem ist er ein Liebling der Tea Party. Dass Romney gemeinsam mit ihm seinen Wahlkampfauftritt in Philadelphia bestritt, setzt Rubio Analysten zufolge auf Platz eins. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er einer Vizepräsidentschaft bereits eine Absage erteilt hat - das gehört in der Sondierungsphase zum guten Ton.
Der Nachteil Rubios ist seine begrenzte politische Erfahrung auf nationaler und internationaler Ebene. Als gemäßigte Variante wird daher auch der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, gehandelt. Der Erzkonservative - der ebenfalls in den Genuss von Auftritt während der Präsidentschaftskampagne kam - wiederum gilt als noch uncharismatischer als Romney. Immerhin würde er seinen Boss nicht überschatten, was der Fall bei New Jerseys Gouverneur Chris Christie wäre, den manch einer an sich gerne als Präsidentschaftskandidaten gesehen hätte. Für Romney sicherer wären wahrscheinlich eine (von ihm angeblich favorisierte) Option in der Art des Ohioer Senators, Rob Portman: unauffällig, aber kompetent. Der wiederum würde aber keine von Romneys schwächen abdecken.
Um die weiblichen Wähler anzusprechen, könnte Romney eine Frau als "runnung mate" nehmen. Die derzeit gehandelten sind aber mit Sarah Palin (über deren Mangel an (inter)nationaler Kompetenz schon Präsidentschaftskandidat John McCain 2007 stolperte) oder Susana Martinez, Gouverneurin von New Mexiko (die zwar Latina ist, aber in einer ähnlichen Liga wie Palin spielt), eher schwach. Glaubt man den Gerüchten, ist ohnedies Romneys Frau Ann auserkoren, den Kampf um die weiblichen Wähler zu führen.