Weltweit erste Suchhundestaffel für Krebs ist in der Steiermark aktiv. | Onkologe ortet jedoch "unseriöse Geschäftemacherei". | Wien. Während viele ihrer Artgenossen derzeit in Chile als Erdbebensuchhunde arbeiten, haben elf Hunde in der Steiermark gerade einen anderen Job gelernt: Sie bilden die weltweit erste Krebs-Suchhundestaffel, die morgen, Freitag, in Leoben vorgestellt wird. Ihr Ziel: Die Früherkennung von Lungenkrebs über die Atemluft des Erkrankten.
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Das Bronchialkarzinom gilt als besonders heimtückisch und anfangs schwer erkennbar. Wächst ein Tumor, sondert er jedoch bestimmte Stoffwechselprodukte ab; und diese kann ein Hund erschnüffeln, sagt die steirische Firma Darwin GmbH.
Sie hat sich eine Methode patentieren lassen, mit der Atemluft in einem Teströhrchen konserviert werden kann. An diesen Röhrchen schnüffeln die Suchhunde dann, immer im Vergleich mit "normaler" Atemluft sowie einer Probe von einem erkrankten Menschen. Das Angebot wendet sich laut Gleichweit "an alle", jeder kann das Test-Set der Firma für 98 Euro via Internet bestellen, erzählt Projektleiter Wolfgang Gleichweit.
Der pensionierte Polizist und Suchhundeführer hat die Idee für den sogenannten Lungen-Krebs-Finder entwickelt, nachdem er 2003 in den USA gesehen hat, wie Hunde auf die Erkennung von Hautkrebs trainiert wurden. Die Fehlerquote dieser Methode liege unter einem Drittel, sagt Gleichweit.
Doch genau hier setzt Kritik an: Es sei nicht verantwortbar, diese Methode für alle in der Routine einzusetzen, sagt Professor Hellmut Samonigg, Onkologe an der Uniklinik Graz. Die sei schlicht "unseriöse Geschäftemacherei".
Die Hunde für die Diagnostik von Krebs heranzuziehen, sei abzulehnen, weil es keine sauberen wissenschaftlichen Publikationen dazu gebe.
Unerwünschte Nebenwirkungen
Dazu komme aber noch ein weiterer wichtiger Aspekt: Auch, wenn die Firma Darwin im Falle Betroffenen einen Arztbesuch nahe legt: Wer einen positiven Test in Händen hält, sei enormen Ängsten ausgesetzt, gibt Samonigg zu bedenken. Andererseits wiegten sich womöglich tatsächlich schon Erkrankte fälschlich in Sicherheit.
Ein Argument, das man von anderer Seite kennt: Kritiker von Krebs-Vorsorgeuntersuchungen bemängeln immer wieder falsche Verdachtsfälle und unbegründet geschürte Ängste. "Sicher ist, dass Früherkennung schadet - manchmal nützt sie auch", meinten einmal die deutschen Gesundheitswissenschafter Jürgen Windeler und Stefanie Thomas.