Experten-Tagung über "Gesundes Altern in Europa". | Wien. Woran krankt das Gesundheitssystem? Wie belastbar ist es? Und ist die alternde Bevölkerung eine Bedrohung für unsere Versorgung? Mit diesen Fragen setzten sich internationale Experten am zweiten Tag des Symposiums "Gesundes Altern in Europa" im Haus der Industrie auseinander.
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Laut einer OECD-Studie beträgt das Ausmaß der Ineffizienz im österreichischen Gesundheitssystem 852 Millionen Euro.
Man näherte sich der Lösung nur ansatzweise. Universitätsprofessor Claude LePen von der Universität Paris Dauphine versuchte dem Glauben entgegenzuwirken, dass ältere Menschen automatisch höhere Ausgaben bedeuten. Dabei vergesse man, dass gesunde ältere Menschen genauso wenig kosten würden, wie jüngere. Das Alter allein sei keine Determinante für höhere Kosten.
Als Beispiel nannte er eine Studie, wonach 70-Jährige im Jahr 1970 viel weniger Kosten verursachten als Gleichaltrige 1991. "Die Leute von heute werden häufiger behandelt, gehen öfter zum Arzt", so LePen. Er plädierte für neue Finanzierungsquellen - von privater und öffentlicher Hand.
Für Günther Leiner, Präsident des Europäischen Gesundheitsforums Gastein, erschweren die unterschiedlichen Interessen der Gesundheitspolitik ein effizientes System. Es gebe viel zu viele Krankenhäuser in Österreich und es würden immer nur die teuersten Leistungen angeboten. Der Machbarkeitswahn und die "Utopie, ein vollkommenes Wohlbefinden zu erlangen", würden die Kostenschraube hinauf treiben. Leiner geht davon aus, dass 20 bis 70 Prozent der erbrachten Leistungen nicht effizient seien. "Wir treiben einen unheimlichen Aufwand."
Eine Explosion der Gesundheitskosten schlossen die Teilnehmer nicht aus. Diese sei jedoch zu verhindern, wenn man richtige Maßnahmen setzt.