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Gesundheitspersonal zur Untätigkeit verdammt

Politik

In den USA hat ein marodes Gesundheitswesen gerade jetzt kein Geld für Krankenschwestern parat.


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Das US-amerikanische Gesundheitssystem kann mitten in der Corona-Krise mit erstaunlichen Entwicklungen aufwarten: So müssen zehntausende US-Ärzte, die jetzt täglich ihr Leben aufs Spiel setzen, mit Lohnkürzungen leben. Zudem ist medizinisches Fachpersonal gezwungen, einfach zu Hause zu bleiben. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem in den USA der Gesundheitsnotstand tobt, berichtet die BBC in einem Beitrag.

Das liegt daran, dass in den USA das Gesundheitswesen über weite Strecken in privaten Händen liegt. Und die Unternehmen müssen Kosten sparen, weil sie derzeit wichtige Einnahmen verlieren.

Lukrative Behandlungen derzeit ausgesetzt

Denn Behandlungen, die zwar finanziell interessant, aber nicht unbedingt notwendig sind, finden derzeit nicht statt. Damit entgehen den Spitälern in den USA wichtige Einnahmen, sie müssen sparen und Personal kappen. Viele erfahrene Krankenschwestern und Pfleger sind paradoxerweise gerade jetzt das erste Mal in ihrem Berufsleben arbeitslos.

In der Tat treten nun an allen Ecken und Enden die Schwächen des US-Gesundheitswesens schonungslos zutage. Auch wenn US-Präsident und Trump-Vorgänger Barack Obama das System einer grundlegenden Reform unterziehen wollte: Ein beachtlicher Teil der US-Gesellschaft ist auch heute noch nicht krankenversichert. Zuletzt hatten rund 27,5 Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung - das sind 8,5 Prozent der Bevölkerung.

Viele der rund 30 Millionen Menschen, die durch die Corona-Krise in den vergangenen Wochen ihren Job verloren haben, kommen nun noch hinzu.

Schätzungen zufolge gibt es in den USA außerdem 10,5 bis 12 Millionen Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere. Angesichts der harten Migrationspolitik unter Trump leben viele in Dauerangst vor einer Abschiebung. In der aktuellen Krise schrecken nach Angaben von Hilfsorganisationen einige von ihnen davor zurück, eine Ansteckung zu melden oder medizinische Hilfe zu suchen - aus Furcht vor Repressalien oder Nachteilen bei ihren Bemühungen um einen dauerhaften Aufenthaltsstatus. Offen war zuletzt, ob der Staat für Unversicherte ohne Papiere ebenfalls medizinische Corona-Kosten übernimmt.

In den USA sind die Gesundheitskosten höher als in anderen Ländern der Welt. Arztbesuche kosten schnell hunderte Dollar, Krankenhausbesuche astronomische Beträge und Medikamente sind um ein Vielfaches teurer als anderswo. Eine Covid-19-Behandlung selbst zu zahlen, womöglich mit einem längeren Klinikaufenthalt, kann Menschen in ein finanzielles Desaster stürzen.

Unterdessen behauptet US-Präsident Trump, er habe klare Hinweise, dass die Corona-Pandemie ihren Ursprung in einem chinesischen Forschungslabor genommen haben könnte. Auf die Frage eines Journalisten, ob er Informationen gesehen habe, die ihm ein "hohes Maß an Zuversicht" in dieser Hinsicht gäben, sagte Trump im Weißen Haus: "Ja, habe ich."

Präsident Trumpverliert an Zustimmung

Zuletzt gab es deutliche Hinweise darauf, dass Trump die Corona-Krise zum Nachteil gereicht. Vor allem ältere Wechselwähler wenden sich laut jüngsten Umfragen von dem Republikaner ab. Nach einer jüngsten Umfrage des Umfrageinstituts Ipsos vom 29. April sind nur 42 Prozent der Amerikaner mit dem Gebaren des US-Präsidenten zufrieden, 53 Prozent zeigen sich unzufrieden. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden liegt in der Wählergunst derzeit voran. Auch in den traditionell umkämpften Bundesstaaten Florida und Michigan hat der Demokrat die Nase vorne. In Texas und North Carolina steht Trump derzeit ebenfalls auf verlorenem Posten.(schmoe)