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Studie: Bäcker müssten Preise um 7 Prozent erhöhen. | Getreide-Exportstopp von Russland treibt Weizenpreise weiter in die Höhe. | Wien. (sf) "Je länger die Getreideernte gedauert hat, desto länger wurden die Gesichter der Bauern", sagt Franz Stefan Hautzinger von der Agrar Markt Austria (AMA) über die diesjährige Getreideernte. Ging man im Juni noch von einer sehr guten Ernte aus, so erwartet die AMA nun eine Ernte von 4,6 Millionen Tonnen inklusive Mais. Diese Menge liegt fünf Prozent unter dem Vorjahreswert und ist durchschnittlich.
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Die Wetterextreme mit Regen, Unwettern und der Hitzewelle im Juli hat vor allem Braugerste getroffen. Die Gersteproduktion ist um fast neun Prozent auf 761.000 Tonnen gesunken.
Brot: Teuerung absehbar
Auf den Bierpreis hat die magere Ernte offenbar keinen Einfluss: Der Marktführer Brau Union rechnet nicht mit Ernteausfällen und erwartet daher keine Auswirkung auf den Bierpreis. Auch die Salzburger Privatbrauerei Stiegl plant derzeit keine Erhöhung, weil sie mit den Gerstenbauern fixe Abnahmemengen und Preise vereinbart hat. Ottakringer verweist darauf, dass Gerste nur eine einzelne Komponente in der Bierpreiskalkulation sei.
Bei Brot und Gebäck müssen sich Verbraucher jedoch auf höhere Preise einstellen: Aufgrund steigender Rohstoffkosten und Löhne müssten Bäcker ab Herbst die Preise eigentlich um vier bis sieben Prozent erhöhen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Dies ergab eine Umfrage der KMU Forschung Austria unter 650 Bäckereien.
60 Prozent der Bäcker arbeiten der Umfrage zufolge nicht kostendeckend. Nur etwa zehn Prozent der Betriebe erwirtschaften Gewinne von fünf Prozent - und die werden nicht mit Backwaren gemacht. "Wenn den Bäckern kein größerer Schaden entstehen soll, dann müssen die Preise angepasst werden", sagt Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung. Die Bäcker hätten jahrelang Mehrkosten geschluckt, weitere könne man nicht mehr verkraften, so Reinhard Kainz von der Bundesinnung der Lebensmittelgewerbe in der Wirtschaftskammer.
Im Gegensatz zu den Bäckern freuen sich die Getreidebauern über die derzeit hohen Weizenpreise, nachdem sie im Vorjahr 28 Prozent Einkommensverlust verkraften mussten.
Auf den Biosprit-Preis werden sich die hohen Getreidepreise kaum auswirken, meint Christian Gessl von der AMA - zumal sich der Preis am Diesel- und Benzinpreis orientiert und der Rohstoff ähnlich wie bei Brot nur einen kleinen Teil am Endpreis ausmache. 500.000 Tonnen Getreide kommen jährlich in die Biotreibstoff-Produktion.
Arme Länder zahlen drauf
Die Versorgung mit Getreide ist in Österreich gesichert, beruhigt die AMA. International sind die Märkte jedoch nervös, weil Russland wegen der Dürre ab 15. August einen Exportstopp für Getreide verhängt hat. Damit fällt ein Fünftel der 100 Millionen Tonnen Weizen aus, die pro Jahr weltweit exportiert werden. Der europäische November-Kontrakt an der Warenterminbörse in Paris stieg am Freitag bis zu vier Prozent auf 232 Euro je Tonne und lag nur knapp unter dem Zweieinhalb-Jahres-Hoch vom Vortag. Unter dem Exportverbot leiden Entwicklungs- und Schwellenländer in Asien, die die Ausfälle nun bei anderen Ländern zu höheren Kosten decken müssen.
Die hohen Preise dürften die Inflation in diesen Ländern antreiben. Anders als in Industrieländern haben Lebensmittelpreise mit durchschnittlich 30 Prozent einen hohen Anteil an den Teuerungsraten.