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Getreidepreise auf Höhenflug

Von Rainald Edel

Wirtschaft

Ausfälle regional sehr unterschiedlich. | Getreidepreise ziehen weiter kräftig an. | Wien. Die Getreidefelder in Österreich konnten am vergangenen Wochenende mit Ausnahme von Mais weitgehend abgedroschen werden. Obwohl die Wetterkapriolen des heurigen Jahres regional zu empfindlichen Ernteausfällen führten, hält sich der Ausfall insgesamt dennoch in Grenzen. Mit einem Ergebnis von voraussichtlich rund 2,599 Mio. Tonnen wird das Vorjahresergebnis nur um knapp 2,6 Prozent verfehlt.


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Während Westösterreich in den meisten Fällen mit einem blauen Auge davon kam, mussten Landwirte in Ostösterreich teils heftige Ausfälle hinnehmen.

Die stärksten Einbrüche gab es beim Hartweizenertrag, der österreichweit um 42 Prozent unter dem Vorjahr liegen wird. Bei Sommergerste wird ein Minus von 27 Prozent erwartet, bei Hafer ein Rückgang von 25 Prozent. Keine Verluste, sondern ein Plus - nicht zuletzt aufgrund höherer Anbaumengen - wird es bei Mais und Roggen geben.

Zu den am stärksten betroffen Regionen zählt Niederösterreich. Durch den extrem trockenen Winter und das Frühjahr ist die Getreideernte deutlich unterdurchschnittlich ausgefallen, wobei die Unterschiede "regional und einzelbetrieblich sehr groß" seien, hieß es aus der Landes-Landwirtschaftskammer. Im Burgenland liegt die Gesamtgetreidemenge etwa sechs bis acht Prozent unter Erntemenge des Vorjahres.

In Kärnten verzeichnet die Landwirtschaftskammer einen Ertragsausfall beim Sommergetreide von 50 Prozent. Die Ernte von Wintergetreide sei hingegen durchschnittlich ausgefallen. In Tirol führte die Trockenheit im März und im April bei manchen Landwirten zu völligen Ernteausfällen beim Sommergetreide.

Gute Qualität

Obwohl der Ertrag heuer geringer ist als im Vorjahr gibt es für die heimischen Bauern keinen Grund zur Klage. Denn die Qualität ist gut und die Preisentwicklung an der Getreidebörse aus ihrer Sicht höchst erfreulich. Im Windschatten der internationalen Märkte ziehen auch in Österreich die Getreidepreise weiter an. Premium- und Qualitätsweizen legten eine Woche nach ihrer Erstnotierung aus der Ernte 2007 an der Wiener Produktenbörse um weitere fünf Euro pro Tonne zu. Das oberste Preisband liegt damit bei 190 Euro pro Tonne. Manche Beobachter halten sogar das Durchbrechen der Schallmauer von 200 Euro für möglich, heißt es in einer Aussendung des Agrarischen Informationszentrums (AIZ).

Internationaler Aufwind

An der für Europa tonangebenden Warenterminbörse MATIF in Paris starteten die Weizennotierungen letzte Woche auf einem Allzeit-Hoch seit ihrer Markteinführung 1998. Der für die Ernte 2007 maßgebliche November-Future für Weizen erreichte am Donnerstag kurzfristig 190,50 Euro pro Tonne und schloss dann mit 189 Euro pro Tonne.

Nahrungsmittel teurer

Betroffen sind von der Preisexplosion nicht nur Getreideprodukte wie etwa Backwaren, sondern auch tierische Nahrungsmittel, da sich höhere Getreidepreise auch auf die Futtermittelkosten durchschlagen. So verteuerte sich Milch in den vergangenen Wochen um zehn Cent pro Liter. Auch bei Fleisch stehen Preissteigerungen im Raum. Die Landwirtschaftskammer verwahrte sich dennoch gegen das neue Unwort "Agflation" - das angebliche Anheizen der Inflation durch steigende Agrarpreise. Nach wie vor sei der Preisanteil der agrarischen Rohstoffe bei vielen Lebensmitteln verschwindend gering.

Wie aus Berechnungen der Landwirtschaftskammer hervorgeht, wirken sich die Preissteigerungen nur geringfügig auf einzelne Produkte aus. Bei einem Kilo-Wecken Mischbrot zum Ladenpreis von 2,7 Euro macht der Rohstoffanteil gerade einmal 0,13 Cent aus.