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Ethnisch motivierte Unruhen in der Hauptstadt Conakry. | Conakry/Wien. Mit den Präsidentenwahlen in Guinea sind extrem große Hoffnungen verbunden: Es sollen die ersten fairen Wahlen sein, die dem westafrikanischen Land nach Jahrzehnten von Diktatur und Unterdrückung den Weg in die Demokratie ebnen. Die EU, die USA, die Afrikanische Union, sie alle hatten auf den Urnengang gedrängt.
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War der erste Wahlgang im Juni noch friedlich verlaufen, gefährden nun aber Gewaltausbrüche die Stichwahl um das Präsidentenamt zwischen Cellou Dalein Diallo und Alpha Conde. Guineas Premier Jean Marie Dore verkündete am Dienstag, dass die für 19. September angesetzte Wahl verschoben werden könnte. Priorität habe die Herstellung öffentlicher Ordnung, sagte der Premier.
Zwischen den Anhängern der beiden Kandidaten kam es kürzlich in der Hauptstadt Conakry zu heftigen Auseinandersetzungen, bei denen mindestens ein Mensch getötet und 50 weitere verletzt wurden. Im Hintergrund stehen dabei Konflikte zwischen den beiden größten Ethnien des Landes, den Peul und den Malinke. Ex-Premier Diallo ist ein Peul, sein Gegenkandidat, der Oppositionspolitiker Conde, ein Malinke. Mittlerweile wurden beide Kandidaten angewiesen, ihre Kampagnen einzustellen, um weitere Gewalt zu vermeiden.
Die Unruhen wurden zudem durch die in der vergangenen Woche erfolgte Verurteilung des am Dienstag verstorbenen Leiters der Wahlkommission, Ben Sekou Sylla, angeheizt. Das Lager von Conde hatte Sylla Wahlbetrug vorgeworfen. Diallos Anhänger wiederum meinten, dieser Vorwurf ziele darauf ab, Conde Stimmen zuzuschanzen. Conde erhielt im ersten Wahlgang 18 Prozent, Diallo 43 Prozent der Stimmen.
Guinea ist einer der größten Bauxit-Exporteure der Welt, der Großteil der zehn Millionen Einwohner lebt aber in bitterer Armut.