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Seit es Fernsehen gibt - ein heiß diskutiertes Problem: Gewaltdarstellungen auf dem Bildschirm. Ob damit beim Publikum die Schwelle zur eigenen Gewaltbereitschaft herabgesetzt wird, ob man durch die Dauerberieselung mit derartigen Szenen gegenüber Gewaltausübung abstumpft, zur Nachahmung angeregt wird, oder ob dadurch nicht ein im Zuseher schlummerndes Aggressionspotential kanalisiert und abreagiert wird, darüber gehen die Meinungen weiter auseinander. Mag sein, dass diese Diskussion nun, nachdem uns Meldungen über neue Formen der Fernsehunterhaltung in den USA erreicht haben, zusätzliche Impulse bekommt. Dort gibt es Shows, in denen Menschen realiter - und nicht nur virtuell - vor der Kamera gequält werden. Dass dies freiwillig geschieht und des Geldes wegen, ändert wohl nichts daran, dass dies eine grobe Verletzung der Menschenwürde ist.
Ich möchte hier aber auf einen anderen Aspekt von Gewalt und TV hinweisen - auf die Tortur, der man als Zuseher ausgesetzt sein kann: Wenn ich die stumpfsinnig grinsenden Gesichter von so genannten volksdümmlichen Musikern sehe, befällt mich ein körperliches Unbehagen, wenn ich mit unsäglichen Talkshows und den daran teilnehmenden, zuweilen schwerst gestörten Exhibitionisten konfrontiert werde, wird mir tatsächlich speiübel. Und dass man auf den Privatsendern abends keinen Film mehr anschauen kann, ohne in den Werbeunterbrechungen von öden Sexhotline-Spots heimgesucht zu werden, ist leider keine Übertreibung. Immerhin aber gibt es den Abschaltknopf, mit dem man sich all dem entziehen kann. Außer man ist ein Masochist.