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Wiens ÖVP fordert Datenerhebung vonseiten des Stadtschulrats, mehr Unterstützungspersonal für Lehrer und Präventionsprogramme für Kinder.
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Wien. Angespuckte Lehrerinnen, sexuelle Belästigung, Cybermobbing, gebrochene Finger, Väter, die bei den Lehrern ihren Interessen unsanft Nachdruck verleihen - und Burschen mit einem muslimisch geprägten Frauenbild. "Ich bin täglich mit Berichten konfrontiert, die mit Gewaltakten in der Schule zu tun haben", erzählt die Stv. GÖD-Vorsitzende Romana Deckenbacher. Vonseiten der Stadt bzw. des Wiener Stadtschulrates werde das totgeschwiegen.
"Man tut so, als gäbe es das alle nicht - genauso, wie es auch geheißen hat, dass es keine muslimischen Kindergärten in Wien gibt", ergänzt der nicht amtsführende ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch am Dienstag in einem Pressegespräch. Und dagegen will die ÖVP etwas tun: Zusammen mit Bildungsgemeinderätin Sabine Schwarz und Sicherheitssprecher Karl Mahrer präsentierte Wölbitsch ein Maßnahmenpaket und entsprechende Beschlussanträge für die bevorstehende Gemeinderatssitzung am Donnerstag.
So müsse laut ÖVP künftig Zahlenmaterial zum Thema "Gewalt in der Schule" erhoben werden. Denn in der Kriminalstatistik werden diesbezügliche Strafanzeigen nicht explizit ausgewiesen - "die Lehrer trauen sich nichts zu sagen, aus Angst vor Repressalien. Und der Stadtschulrat hüllt sich in Schweigen", heißt es.
Es wird auch eine deutliche Aufstockung des Unterstützungspersonals in Form von Schulpsychologen und Schulsozialarbeitern gefordert - unabhängig davon, dass Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in diesem Bereich sparen will. Das könne die Stadt übernehmen, "anstatt sich immer auf Väterchen Bund auszureden", meinte Schwarz.
Weiters sollen neue Möglichkeit geschaffen werden, um gegen gewalttätige Schüler vorgehen zu können. "Es kann nicht sein, dass wenn Schüler ein Klassenzimmer verwüsten, diese nicht fünf Minuten länger bleiben dürfen, um dieses wieder in Ordnung zu bringen", so Schwarz weiter. Gefordert wird auch, dass die Schulleitung die Möglichkeit bekommt, gewalttätige Schüler autonom von der Schule zu suspendieren.
"Es wird alles erfasst"
Und schließlich sollten flächendeckend Präventionsprogramme an den Schulen stattfinden. "Programme, die bereits von der Polizei angeboten werden", wie der ehemalige Polizeivizepräsident Karl Mahrer erklärt. Demnach seien in Wien bereits 360 ausgebildete "Präventionspolizisten" unterwegs, um "Anti-Gewaltschulungen" anzubieten - allerdings nur, wenn die Schulen das wollen.
Verwundert reagierte man im Büro von Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer: "Wir haben die Lehrer stets aufgefordert, uns jeden Fall zu melden", heißt es. Außerdem werde es in Kürze Gespräche geben, um herauszufinden, wo sie noch umfassendere Unterstützung benötigen. Verschwiegen werde auf jeden Fall nichts, wird weiter versichert.
"Tatsache ist, alles, was strafrechtlich angezeigt wird, ist erfasst." Die Definition von "Gewalt" lasse aber durchaus einen Graubereich entstehen. Jedenfalls dürfe die Stadt rechtlich gesehen die Schulen nur dazu veranlassen Daten zu erheben, die ihre Funktion als Schulerhalter angehen. Für alles andere brauche man eine bundesgesetzliche Vorgabe, so ein Sprecher. Und was die Prävention anbelangt, so würden an den meisten Schulen bereits entsprechende Programme laufen.