Zum Hauptinhalt springen

Gewalt in Südafrika stürzt Präsidenten in die Krise

Von Ralf E. Krüger

Politik

Wachsender Hass gegen Ausländer ist seit langem bekannt. | Johannesburg. (dpa) Südafrikas Präsident Thabo Mbeki steht vor einem Scherbenhaufen. Nelson Mandelas politischer Enkel hat in fast zehnjähriger Amtszeit versucht, Südafrika weltweit als sympathischen Friedensstifter und einigenden Panafrikanisten zu positionieren. Nachdem er in der Simbabwe-Krise jahrelang als erfolgloser Vermittler und großer Zögerer galt, kratzt Johannesburgs fremdenfeindliche Gewalt nun weiter an dem Bild, mit dem der 65-Jährige in die Geschichte eingehen will. Er gilt als zunehmend isoliert - in der eigenen Partei gibt es schon Stimmen, die seinen vorzeitigen Rücktritt fordern.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Gewalt schwarzer Südafrikaner gegen schwarze Afrikaner aus den Nachbarländern trübt Mbekis hehren Traum von der "Afrikanischen Renaissance", mit der er einst den Kontinent aus den Negativ-Schlagzeilen holen wollte. Erschrocken reagierte er auf die Gewalt der Ärmsten der Armen, obwohl er eigentlich nicht hätte überrascht sein dürfen. Denn Übergriffe sind am Kap nicht neu. Die wirtschaftlich erfolgreichen Somalier etwa haben den Sozialneid südafrikanischer Nachbarn in den vergangenen 18 Monaten immer wieder zu spüren bekommen. Bürgerrechtsgruppen und Hilfsorganisationen warnten schon lange vor wachsender Ausländerfeindlichkeit in den Armensiedlungen.

Mit einer inoffiziell mehr als 30-prozentigen Arbeitslosigkeit, einer chronischen Energiekrise, explodierenden Lebenshaltungskosten und einer der weltweit höchsten Kriminalitätsraten ist das Wirtschaftswunder vom Kap an der Masse der Armen weitgehend spurlos vorbeigezogen. Politische Unsicherheit durch die Führungskrise zwischen Mbeki und dem Chef des mit Drei-Viertel-Mehrheit regierenden Afrikanischen Nationalkongresses, Jacob Zuma, verschärft die Situation. Die Wahl im kommenden Jahr gilt daher als größte Bewährungsprobe der jungen Demokratie. Die fremdenfeindlichen Ausschreitungen gelten dabei als schwere Hypothek für die sympathische Regenbogen-Nation von Nelson Mandela.